Schmiedgasse: „So geht es nicht weiter“

Entscheidungsträger halten Situation für Passanten für untragbar – Stadt scheinen die Hände gebunden

Wenn sich der Bürgersteig in der Schmiedgasse magisch verbreitern würde sobald das Gespräch in einer Stadtratssitzung auf ihn kommt, könnte längst eine ganze Armee problemlos durch die Straße marschieren. Tatsächlich aber entwickelt sich das Problem zur unendlichen Geschichte. Vorgestern trafen sich Mitglieder des Bauausschusses mit Anwohnern, um sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen. Das Urteil ist einhellig: Die Situation für Fußgänger und Radler ist ob des engen Gehsteigs untragbar. Aber der Stadt scheinen die Hände gebunden.

Schon für normale Fußgänger ist es kein Vergnügen, sich durch die Schmiedgasse zu zwängen. Die zackenförmige, versetzte Bebauung sorgt für Flaschenhälse, an der Südseite wird der Gehweg mitunter so winzig, dass er den Namen eigentlich nicht mehr verdient. Doch auch der Blick auf die Nordseite lädt nicht zum Schlendern ein. Wer mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl unterwegs ist, hat seine liebe Mühe, mit allen Reifen auf dem Gehweg zu bleiben.

Die Situation ist seit vielen Jahren bekannt und beschäftigt den Stadtrat seither immer wieder. Einige Mitglieder des Gremiums haben sich am Donnerstag vor der Sitzung des Bauausschusses an der Engstelle versammelt, um sich mit geplagten Anwohnern zu unterhalten und mögliche Lösungen zu diskutieren.

Maria Kaiser kennt das Problem zur Genüge. „Ich wohne in der Jahnstraße, muss aber oft hier durch“, sagte sie der PNP. Es sei „einfach stressig“, wenn sie sich – ihre sechsjährige Tochter an der Hand, ihr einjähriger Sohn im Kinderwagen – durch die Schmiedgasse quälen muss. „Ich muss immer schauen, dass alle Räder des Kinderwagens auf dem Gehsteig sind und dass meine Tochter ganz eng an der Hauswand geht.“ Der Feldversuch zeigt: Kommt ihr eine andere Mutter mit Kinderwagen entgegen, bleibt einer der beiden nichts anderes übrig, als auf die Straße auszuweichen.

Auch Radfahrer hadern mit den Gegebenheiten. „Es ist viel zu gefährlich“, urteilt Wiebke von Boxberg, die in der Lederergasse wohnt und oft hier durchfährt. „Es muss was getan werden“, sagt sie, „Fahrräder sollten in beide Richtungen fahren können. Aber es scheint der Stadt unmöglich zu sein, was zu ändern.“

Das ist das Kernproblem. Denn alle anwesenden Stadträte und auch Bürgermeister Andreas Rother (SPD) sind sich einig, dass die Situation schon lange nicht mehr tragbar ist. Einen Satz sagen sie alle, ob Rother, Urban Mangold (ÖDP), Boris Burkert (Grüne) oder der städtische Baureferent Wolfgang Seiderer: „So geht es nicht weiter.“

Burkert hatte einige Fotos mitgebracht. Sie zeigen ein Fußweg-Provisorium in der Jahnstraße. Ein solches könne sich Burkert auch in der Schmiedgasse vorstellen. Diese Lösungsvariante sei günstig, ohne großen baulichen Aufwand herstellbar und später unproblematisch rückbaubar.

Leider sei diese Variante hier baulich undenkbar, erklärte Wolfgang Seiderer. Die Gegebenheiten in der Schmiedgasse machten eine Veränderung enorm schwer. Die Stadtverwaltung wolle nun aber versuchen, neue Markierungen anzubringen. Sie sollen dafür sorgen, dass Autos und Lkw nicht mehr so nah an den Bürgersteigen vorbeidonnern. Auch das sei keine dauerhafte Lösung, meinte Seiderer, aber es könnte Erleichterung schaffen, bis eine echte Alternative gefunden ist.

Eigentlich sollte der Bauausschuss noch am selben Tag über die Situation beraten. Doch Mangold hatte seinen Antrag auf Gehwegverbreiterung vorerst zurückgestellt. Dafür hat die Grünen-Fraktion um Burkert und Stefanie Wehner einen neuen Antrag gestellt, und zwar auf die totale Neugestaltung der Schmiedgasse. Im Antrag heißt es: „Die Verwaltung soll prüfen, ob hierfür Mittel aus der Städtebauförderung oder anderen geeigneten Förderlinien zur Verfügung stehen.“

Urban Mangold jedenfalls zieht der PNP gegenüber ein positives Fazit: „Ich bin froh, dass nach der Ortsbesichtigung offenbar alle einsehen, dass jetzt etwas geschehen muss. Dass jetzt weitergehende Vorschläge für die Neugestaltung des öffentlichen Raums in der Schmiedgasse vorliegen, sehe ich sehr positiv.“

Doch längst nicht alle Anwesenden sind so optimistisch wie der ÖDP-Stadtrat. „Ich wohne seit 70 Jahren hier an der Engstelle“, sagt Johann Eglhofer. „Seit Jahrzehnten soll sich hier was ändern, aber nix geschieht.“ Er winkt ab: „Was die Politik schon alles versprochen hat… oh mei.“

Quelle: Passauer Neue Presse vom 27.06.2020
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