Grünen-Stadtrat fordert: Sparkasse soll Dispo-Zinsen senken

Boris Burkert

Offener Brief von Boris Burkert an Christoph Helmschrott

Die hohen Zinssätze bei Dispokrediten und geduldeter Kontoüberziehung der Sparkasse Passau trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus sind Grünen-Stadrat Boris Burkert ein Dorn im Auge. „Jetzt, in Corona-Zeiten, wo viele Menschen unverschuldet weniger Einkommen haben, trifft es sie besonders“, sagt er. Deshalb hat er sich in einem Offenen Brief an Christoph Helmschrott, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Passau, gewandt.

Boris Burkert schreibt: „Gerade in einer Krise, wie wir sie derzeit erleben, sind Menschen auf die Dienste der Banken und Sparkassen angewiesen. Privathaushalte brauchen oft kurzfristig Geld, da sie beispielsweise weniger Einkommen auf Grund von Kurzarbeit haben. Doch trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus verlangt die Sparkasse Passau immer noch einen Zinssatz von 10,70 Prozent bei Dispokrediten und 16,20 Prozent bei geduldeter Kontoüberziehung.“

Die Grünen seien schon lange der Auffassung, dass diese Zinssätze viel zu hoch seien. „Die Geldinstitute sollten sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerade in Krisenzeiten auch bei diesem Thema bewusst sein. Ein Unterschied von zehn Prozent und mehr zwischen Einlage- und Dispozinsen ist in Krisenzeiten nicht gerechtfertigt“, findet Burkert deutliche Worte. „Schon Ende April waren über 10 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Diese betrifft oft Personen mit geringem Einkommen. Umso wichtiger ist es, dass die Sparkasse jetzt handelt.“
Da die Träger der Sparkasse Passau der Landkreis und die beiden Städte Passau und Vilshofen sind, fordert Burkert nicht nur den Vorstand der Sparkasse Passau sondern auch die Verbandsvorsitzenden Oberbürgermeister Jürgen Dupper und Landrat Raimund Kneidinger auf, die zurzeit geltenden Dispo- und Überziehungszinssätze wenigstens für das zweite Halbjahr 2020 – noch besser: dauerhaft – erheblich zu senken.

Übrigens: „Andere Banken in Deutschland seien da schon weiter und würden zum Beispiel nur 7 Prozent sowohl für Dispo- wie auch für Überziehungszinsen verlangen“, betont Burkert.

Die PNP hat den Sparkassenvorstandsvorsitzenden Christoph Helmschrott um eine Stellungnahme gebeten. Eine Senkung der Dispozinsen kommt demnach für ihn nicht in Betracht. Vielmehr schreibt er: „Den Hilfs- und Beratungsbedarf der Menschen erleben wir seit Beginn der Krise jeden Tag und nehmen unseren damit verbundenen Auftrag sehr ernst. Wichtig ist, dass betroffene Kunden frühzeitig das Gespräch mit uns suchen, um gemeinsam die beste Lösung zu finden. So bieten Dispokredite dem Kreditnehmer zwar viel Freiheit, eignen sich jedoch eher als kurzfristige Lösung. Besteht hingegen absehbar längerfristiger Kreditbedarf, bieten sich andere, wesentlich zinsreduzierte Überbrückungsmöglichkeiten.“
Der Erfolg der diesbezüglichen Beratungsleistung der Sparkasse Passau zeige sich auch darin, dass per 31. Mai der Anteil der Dispokredite am gesamten Aktivgeschäft mit Kunden unter einem halben Prozent lag, der Anteil der Überziehungskredite sogar noch einmal deutlich darunter. „Außerdem wurde mit Tilgungsaussetzungen im April, Mai und Juni im Rahmen des gesetzlichen Moratoriums ein weiteres Hilfsmittel geschaffen für die Kunden, denen coronabedingte Einkommenseinbußen die Ratenzahlungen vorübergehend unzumutbar gemacht haben. Mit einem eigenen privaten Zahlungsmoratorium, das der Vorstand nun beschlossen hat, geht die Sparkasse Passau zeitlich deutlich über die schon bestehende gesetzliche Regelung hinaus. Coronabedingt von Einnahmeausfällen betroffene Privat- und Firmenkunden der Sparkasse Passau können damit bei bestehenden Krediten die fälligen Tilgungsleistungen für insgesamt bis zu neun Monate aussetzen.“

Quelle: Passauer Neue Presse vom 27.06.2020
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