Info- und Diskussionabend mit Rosi Steinberger zu Flächenfraß und Ausgleichsflächen in Bayern
Im Rahmen des Bürgerbegehrens „Rettet die Passauer Wälder“, das sich insbesondere für den Erhalt des Jägerholzes einsetzt, lud der Grünen-Kreisverband zu einem Informationsabend zum Thema Flächenverbrauch, Flächensparen und dem Umgang mit Ausgleichsflächen in Bayern. Es referierte die Agrar-Ingenieurin und Grünen-Landtagsabgeordneten Rosi Steinberger. „Die aktuelle Hochwasserlage an Donau und Inn macht uns wieder einmal eindringlich deutlich, wie dringend die Themen Waldschutz, Eindämmung der Bodenversiegelung und das Flächensparen ist“, begrüßte die Stadträtin und Stellvertreterin des Bürgerbegehrens, Dr. Stefanie Wehner, die Referentin und die Anwesenden zum Auftakt im Alten Bräuhaus.
Derzeit werden in Bayern täglich etwa elf Hektar Fläche pro Tag versiegelt, zumeist Wiesen und Äcker. Dieser intensive Flächenverbrauch ist problematisch: Flächen werden auch dringend für die Landwirtschaft gebraucht, als Erholungsraum für uns Menschen und für die Natur. Besondere Bedeutung kommt den unversiegelten Flächen beim Thema Hochwasserschutz zu: Wälder und Wiesen können viel Wasser speichern – gerade auch bei anhaltendem Regen – und das Grundwasser auffüllen. Daher ist es unheimlich wichtig, dass das Wasser versickert: „Wir müssen das Wasser in der Fläche halten, wir brauchen Schwammlandschaften und Schwammstädte“, fordert Rosi Steinberger – denn von versiegelten Flächen fließt das Wasser an der Oberfläche ab, was die Hochwasserproblematik und die Wasserknappheit verschärft.
Die Bayerische Staatsregierung hat bereits 2019 das Ziel ausgegeben, den Flächenverbrauch auf fünf Hektar am Tag zu reduzieren, bisher ist man von diesen Zielen weit entfernt. Als Best-Practice-Beispiele zum Flächensparen nennt die Referentin unter anderem Baulückenaktivierung, Flächenrecycling und (Nach-)Verdichtung. Besonders interessant fanden die Zuhörerinnen das Vorgehen der Gemeinde Gunzenhausen. Dort wurden sämtliche 238 Eigentümer*innen von Baulückengrundstücken in der Stadt kontaktiert. Mehr als die Hälfte meldeten sich zurück und über ein Drittel der Grundstücke konnte so aktiviert werden – durch eigene Bebauung, durch Verkauf oder Grundstückstausch. „Genau so ein Vorgehen würden wir uns für Passau wünschen“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Stefanie Auer. „Passau sollte auch neue Wege gehen, um möglichst wenig Fläsche zu versiegeln. Neben dem Anschreiben von Eigentümer*innen von Baulückengrundstücken sollte, wo es passt, auch mehr in die Höhe gebaut werden. Einstöckige Supermärkte sind beispielsweise nicht mehr zeitgemäß.“
Rosi Steinberger erklärt: „Wir werden die Neuversiegelung nicht auf null reduzieren können, müssen den Flächenverbrauch aber dringend senken. Für Siedlungsflächen Wälder zu roden ist keine Lösung, auch wenn Ausgleichsflächen verpflichtend sind.“ Wälder brauchen Jahrzehnte zum Nachwachsen und in Zeiten des Klimawandels sind Aufforstungen immer schwieriger in den trockenen und heißen Sommern, betont die Agrar-Ingenieurin Rosi Steinberger. Konkret kritisiert sie auch die oft mangelhafte Umsetzung und Pflege der Ausgleichsflächen. Eine Studie über Ausgleichsflächen im Landkreis Passau aus dem Jahr 2016 zeige, dass nur etwa die Hälfte der 88 vorgeschriebenen Ausgleichsflächen auch tatsächlich umgesetzt wurden.
„Umso wichtiger ist es, den Wald zu erhalten, daher wünsche ich dem Bürgerbegehren viel Erfolg“, lautete Rosi Steinbergers Fazit.