Starke Frauen, starke Meinungen

Frauenpower auf dem Podium: Landratskandidatin Veronika Fischl, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Oberbürgermeisterkandidatin Stefanie Auer bei der Diskussion über Ideen für eine offene Gesellschaft. (Foto: Auer)

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth spricht auch unbequeme Themen an

Migration, Feminismus, Rechtsextremismus, Menschenrechte: Wenn Claudia Roth über ihre Schwerpunktthemen spricht, dann geht es ans Eingemachte. Die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin beschäftigt sich mit Themen, die Konfliktpotenzial bergen, die der Gesellschaft oft einiges abverlangen. Wer also könnte besser geeignet sein als Claudia Roth, um mit der grünen Passauer Oberbürgermeisterkandidatin Stefanie Auer und der grünen Landratskandidatin Veronika Fischl über das Thema „Miteinander statt nebeneinander: Ideen für eine offene Gesellschaft“ zu diskutieren?

Position beziehen gegen den Hass

Wie unterschiedlich man – oder besser frau – an das Thema herangehen kann, zeigte sich am Dienstagabend schon die Vorstellungsrunde vor den rund 80 Zuhörern im Gasthaus Vogl auf der Ries, moderiert von Grünen-Kreisvorsitzendem Matthias Weigl aus Passau Stadt und Grünen-Kreisvorsitzender Astrid Gelaudemans aus Passau-Land. Die GRÜNEN aus Stadt und Landkreis hatten geladen, um mit dem prominenten Gast Claudia Roth über die „große“ Politik und über Kommunalpolitik zu sprechen und Ideen zu sammeln, wie ein harmonisches Miteinander in der Gesellschaft gelingen kann. Setzte Landratskandidatin Veronika Fischl in ihrem Vortrag gleich eine klare Kante gegen Rechtsextremismus und Hate Speech, so stellte Oberbürgermeisterkandidatin Stefanie Auer vor allem die verbindenden Elemente in den Vordergrund: Wahlrecht ab 16 Jahren, ein Jugendparlament, leistbarer Wohnraum. Doch auch sie bezog deutlich Position, zum Beispiel gegen ein Alkoholverbot in der Stadt: „Ich möchte in keiner Stadt wohnen, in der die Lösung eines Problems darin besteht, dass man Menschen, die man nicht sehen möchte, einfach verdrängt.“ 

Stellung beziehen, Missstände ansprechen und gemeinsam Lösungen suchen – dieses Ideal teilten alle drei Politikerinnen. Claudia Roth erzählte, dass sie Passau seit vielen Jahren mit den Themen Zusammenhalt und ehrenamtlichen Engagement verbindet.

 „2013, nach dem Hochwasser, habe ich gesehen, wie eine Gesellschaft zusammenhalten kann“, erinnerte sich Claudia Roth. Bei ihrem nächsten Besuch, zwei Jahre später, erlebte sie, wie viele Menschen sich engagierten, um den vielen Flüchtlingen zu helfen, die über die österreichische Grenze nach Passau kamen. „Das verknüpfe ich mit Passau“, betonte Claudia Roth.

Solcher Einsatz, solcher Zusammenhalt seien auch jetzt nötig, „weil die Erde brennt“. Klimakatastrophen in Australien und weltweit, Ausbeutung, Gewaltherrschaft und Kriege: An vielen verschiedenen Stellen zeige sich gerade, was mit der Welt nicht stimme.  „Was ist los mit unserem Land, wenn Kommunalpolitiker, Kirchenmänner und Musiker Morddrohungen bekommen?“, fragte Claudia Roth – und auch: „Was hält uns eigentlich zusammen?“ Über die vielen negativen Schlagzeilen aus aller Welt spannte sie den Bogen wieder zurück zur Kommunalpolitik: „Die Kommune ist deshalb so wichtig, weil hier die politische Wirklichkeit beginnt und hier auch ihre Wirkung entfaltet.“ Kommunalpolitik gestalte Lebensqualität, so ihr Fazit.

„Wir dürfen uns nicht erdrücken lassen“

Für ihre klaren Statements gegen Krieg, Hass und Rechtsextremismus erntete Claudia Roth viel Applaus vom Publikum, das zum Teil aus grünen Kommunalpolitikern aus Stadt und Landkreis, aber auch aus vielen interessierten Bürgern und Bürgerinnen bestand. Obwohl sie vor allem unangenehme Themen angesprochen hatte, zogen alle Zuhörer ein positives Resümee, ganz nach Claudia Roths Forderung: „Wir dürfen und nicht erdrücken lassen von den Herausforderungen unserer Zeit, wie dürfen uns nicht klein machen lassen von Hetzern.“

Immer wieder bezog sich Claudia Roth auch auf die Termine, die sie bereits am Nachmittag in Passau absolviert hatte. Zusammen mit Oberbürgermeisterkandidatin Stefanie Auer und Grünen-Kreisvorsitzendem Matthias Weigl aus Passau Stadt, Kreisvorsitzender Astrid Gelaudemans aus Passau-Land sowie Boris Burkert aus der Grünen-Stadtratsfraktion hatte Claudia Roth den Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ besucht. Mit Geschäftsführerin Perdita Wingerter sowie einigen Ehrenamtlichen diskutierte sie über das vielfältige Angebot, die schwierige Finanzierung und die Bedingungen für ehrenamtliche Arbeit. Danach schilderten die Passauer Aktiven der Bewegung „Seebrücke“, wie schwierig es für sie ist, mit den Themen Seenotrettung und Migration in Passau Gehör zu finden. Matthias Weigl betonte: „Es ist ein wichtiger Schritt gewesen, dass Passau zum ‚Sicheren Hafen‘ geworden ist. Jetzt ist es wichtig, dass die Stadt diesen Stadtratsbeschluss auch mit Leben füllt und sich an die aktive Gestaltung macht.“