„So darf man nicht mit unseren Großeltern umgehen“

Als ich vor 25 Jahren nach Passau kam, hat mich die Entmietung alter Menschen aus ihren Altstadtwohnungen unendlich traurig gemacht. Hausbesitzer, die aus Profitgier schnelles Geld machen wollten, haben die teils sehr alten Bewohner, die fast ihr ganzes Leben in ihrer Wohnung verbracht haben, mit entwürdigenden Entmietungsmethoden aus ihrer vertrauten Umgebung vertrieben.

Ich erinnere auch an die menschenverachtende Vorgehensweise, die letzte Bewohnerin der Bahnhofstraße 13 für den Konsumtempel ECE-Stadtgalerie raus zu ekeln. Die PNP berichtete seinerzeit über den „Rätselhaften Wasserschaden in der leeren Wohnung über der 87-Jährigen“.

Menschlich nicht viel besser ist dieses Hoppla-Hopp-Verfahren bei der Abwicklung des Maierhofspitals.

Trotz aller schönen Worte und Sonntagsredenfloskeln: das Geld steht hier mal wieder im Vordergrund, nicht der Mensch. Ich weiß auch, dass man ohne realistische Finanzplanung ein Seniorenheim nicht betreiben kann. Aber gerade hier auf den verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld zu pochen ist angesichts gefallener Entscheidungen wie dem 150.000-Euro-Klo im Klostergarten oder den eingeplanten 150.000 Euro für eine Landebahnbeleuchtung an der schönen Innpromenade ganz einfach eine verlegene, wenn nicht gar verlogene Ausrede.

Selbst die beschlossenen 7.000 Euro für den Lichtarchitekten, der eine Computersimulation für die Promenadenbeleuchtung erstellen soll, sind zum Fenster hinausgeworfen. Ich bin als langjähriger IT-ler nun wirklich kein Feind von Computersimulationen, aber in diesem Fall hätte der kostenlose Ratschlag von fachkundigen Bürgerinnen und Bürger ausgereicht, der letzten Donnerstag bei der Besichtigung der Landebahnscheinwerfer im Übrigen auch gegeben wurde.

Herr Kobluk begründet den fehlenden „Standard“ u.a. mit der Existenz von 3-Bett-Zimmern. Ja, Herrgott Himmel nochmal: so eine Begründung anzubringen ist schlichtweg eine Frechheit. Wenn das Maierhofspital nicht vollständig belegt ist, ist es wohl das Einfachste der Welt, aus einer Dreier-Belegung eine Zweier- oder sogar Einzelbelegung zu machen. Und auch mit relativ wenig Geld kann man die gröbsten Missstände beseitigen, ich erinnere an die vergeudeten Gelder ein paar Zeilen vorher.

Auch die Eile, mit der jetzt geräumt wird, ist der Situation nicht angemessen.

Ich hätte im Stadtrat mindestens für ein Moratorium gekämpft und gestimmt und diese zusätzliche Zeit für einen Dialog auf gleicher Augenhöhe mit den Heimbewohnern und dem Heimbeirat zu nutzen. Großen Respekt deswegen an die Stadträte Sepp Reischl, Karl Abelein und Oliver Robl.

Dieses eiskalte Vorgehen, die „Sache“ möglichst schnell über die Bühne zu bringen mit der Hoffnung, in ein paar Jahren ist Gras drüber gewachsen, macht krank: das Pflegepersonal und die alten Menschen im Spital, die auf einen würdevollen Lebensabend gehofft haben.

Und mich macht es wieder einmal traurig.

Boris Burkert, Passau

LESERBRIEF
zum Artikel „Maierhofspital wird geschlossen“
PNP – Lokalteil Passau, v. 27.1.2009