Ilztalbahn: „Kostenberechnung bestätigt“

PNP vom 2.12.2008

Unabhängige Gutachten bei Versammlung des Fördervereins Ilztalbahn vorgestellt – 700 000 Euro genügen

Röhrnbach. 770 000 Euro soll die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Passau und Freyung kosten – dass diese Rechnung der Ilztalbahn GmbH stimmig ist, hätten nun auch Experten bestätigt. Dies teilten Helmut Streit und Prof. Thomas Schempf, die beiden Geschäftsführer der ITB-GmbH, mit. Unabhängige Gutachter und Ingenieurbüros hätten im vergangenen halben Jahr die insgesamt 32 Brücken und drei Tunnel untersucht. Die Gleislage sei vermessen sowie Dämme und Einschnitte auf der gesamten Länge inspiziert worden. Die etwa 300 Durchlässe seien beidseitig freigelegt und fotografiert worden.

Die Partnerschaftsvereinbarung zum Antrag auf EU-Förderung werde am Donnerstag, 4. Dezember, in den Räumen der ITB GmbH gemeinsam mit den bayerischen und böhmischen Kommunen, sowie Vertretern des Bezirkes Südböhmen und der Tschechischen Bahn, unterzeichnet. Die Geschäftsführer betonten den Gedanken, „dass es sich immer lohne, eine Vision zu haben“. Bayern würde auch nach den Wahlen nicht an der Donau enden.

Vor vollem Haus konnte der Vorsitzende Michael Liebl bei der Mitgliederversammlung des „Förderverein Ilztalbahn e.V.“ den stellvertretenden Landrat Helmut Behringer, Kreis-, Stadt- und Gemeinderäte aus dem Einzugsgebiet der Ilztalbahn, die Vertreter der „Hauzenberger Localbahn-Initiative“, der Hauzenberger „Stellwerk GmbH“, der Passauer Eisenbahnfreunde, den Tourismusexperten Jaroslav Neuzil aus Prachatitz und etliche Neumitglieder begrüßen.

Mit einer Fotoschau gab Hermann Schoyerer zu Beginn der Versammlung einen Rückblick auf die vielfältigen Aktivitäten des Vereins in den letzten drei Jahren. Helmut Behringer berichtete von der „Kreistagsmeinung, die sich schon bald täglich ändert“. Unverständlich für ihn sei die Diskrepanz zu den benachbarten Länder in puncto Unterstützung des öffentlichen Personennahverkehrs: So setzte Prag allein für die Strecke Prag-Nove Udoli/Grenze in den nächsten Jahren 50 Millionen Euro ein. Für Behringer müsse es als Zukunftsvision wieder möglich sein, „von Prag bis München durchfahren zu können“.

 

50 Kilometer lange Strecke frei geschnitten

In seinem Rechenschaftsbericht betonte Michael Liebl, der Vorsitzende des Fördervereins, dass man versucht habe, der Rolle als Dienstleister für die Ilztalbahn GmbH gerecht zu werden. In hunderten von Arbeitsstunden habe man es geschafft, die fast 50 Kilometer lange, teilweise völlig zugewachsene Bahntrasse freizuschneiden, damit die notwendigen Untersuchungen durchgeführt werden konnten. Besonders bedankte sich Liebl bei Karl Liebl aus Mitterleinbach und Alois Pauli aus Winkelbrunn, ohne deren spontane Hilfe es nicht möglich gewesen wäre, die große Schadstelle bei Hacklberg zu begutachten. „Eigentlich ist das, was wir machen, eine Pflichtaufgabe der öffentlichen Hand“, sagte Liebl. „Nach dem Bayerischen Landesentwicklungsgesetz ist es ein öffentlicher Auftrag, die vorhandene Bahnstreckeninfrastruktur zu erhalten.“ Er habe deshalb überhaupt kein Verständnis, wenn es immer noch einzelne Personen gibt, die die Bemühungen des Fördervereins in Misskredit zu bringen versuchen. „Es geht uns darum, die Strecke zu erhalten und in einen betriebsfähigen Zustand zu versetzen, so wie es der gesetzliche Auftrag ist. Erhalten kann man aber eine Bahnstrecke nur, wenn darauf auch gefahren wird“, stellte Liebl fest. Dafür seien keine Horrormillionen nötig, das könne man für wenige als eine Million Euro machen, wie selbst von Seiten der DB bestätigt worden sei. Als besonders erfreulich bezeichnete Liebl, dass die drei Städte Freyung, Waldkirchen und Passau den Förderantrag der ITB für das grenzüberschreitende Projekt: „Freizeitverkehr Donau-Ilz Moldau“ unterstützen wollen. Jetzt fehle nur noch der Landkreis. Er erinnerte daran, dass Landrat Ludwig Lankl selbst bei seinem letzten Besuch in Budweis von den dortigen Landeshauptmann Jan Zahradnik erfahren habe, dass der Bezirk Südböhmen sein Eisenbahnnetz bis an die Grenze bei Nove Udoli verbessern werde und man dort darauf hoffe, dass auf der bayerischen Seite ähnliches passiere. Beide Politiker hätten gemeinsam festgestellt, dass in Sachen grenzüberschreitender öffentlicher Personennahverkehr die Region immer noch Brachland sei, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Grenzregionen.

„Zertifikate“ brachten 28 000 Euro

Hier könne das Projekt der Ilztalbahn GmbH Abhilfe schaffen, meinte Liebl, der unter großem Beifall der Mitglieder den beiden Geschäftsführern Helmut Streit und Prof. Thomas Schempf für ihre „exzellente und uneigennützige Arbeit“ den Dank des Fördervereins aussprach. Liebl beendete seinen Bericht mit Hinweisen auf die seit Jahresanfang geltende Gemeinnützigkeit des Vereins, dass allein durch die „Zertifikate“ 28 000 Euro Spendengelder durch Vereinsmitglieder aufgebracht worden seien. Auch der Verkauf des Ilztalbahn-Kalenders für 2009 zum Preis von 9,90 Euro bringe Geld in die Kasse, den man auch unter www.ilztalbahn.net im Internet bestellen kann.

Die anstehenden Vorstandswahlen wurden von Rechtsanwalt Axel Scherzer geleitet. Sie ergaben folgendes Ergebnis: Vorstandssprecher bleibt Michael Liebl aus Waldkirchen genauso wie sein Vertreter Hermann Schoyerer aus Freyung. Sie wurden einstimmig von den Mitgliedern wiedergewählt. Der 2. Stellvertreter ist Claus Schönleber aus Passau. Schatzmeister bleibt Andreas Pietzsch und Schriftführer wurde neu Otto Draxinger, beide aus Waldkirchen. Kassenprüfungen teilen sich Dr. Michael Worlitschek und Heinz Lang. Der
Bereich der Beisitzer wurde um einen Platz erhöht. Dort agieren Helmut Streit, Prof. Dr. Thomas Schempf, Sepp Gais, Boris Burkert, Georg Jungwirth, Ursula Klöpper, Hans Madl-Deinhart, Günther Dürrschmidt, Markus Krell, Max Reidl, Karl Jonas, Klaus-Dieter Schmid-Wenzel, Thomas Kummer. Auch sie wurden einstimmig gewählt. coy