Offener Brief: Matthias Laage will über die Ehe reden – Schwuler Grünen-Politiker lädt Volker Kauder ein

Kaffeeklatsch mit Kauder will Matthias Laage halten, um für die Ehe für alle zu werben. - F.: privat

In einem offenen Brief lädt der Passauer Grünen-Politiker Matthias Laage Unions-Fraktionschef Volker Kauder mitsamt Gattin zu sich und seinem Lebensgefährten nach Hause ein, um über die Ehe für Alle zu sprechen. Kauder hat sich immer wieder gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen hat. „Vielleicht lernen und erleben Sie bei Ihrem Besuch bei uns, dass zwei Männer, die als Liebespaar zusammenleben, auch nur ganz ,normal‘ sind“, leitet Laage, Vorstandsmitglied im Grünen-Kreisverband Passau-Stadt seinen Brief ein.

„Wir kochen zusammen, wir kümmern uns zusammen um unseren Garten und manchmal streiten wir auch miteinander. Kurz: Wir leben zusammen“, beschreibt Laage seinen Alltag, „Wir sind füreinander da und wollen das unser ganzes Leben lang sein. Ich frage Sie: Was stört Sie an unserem Zusammenleben so sehr, dass Sie uns nicht heiraten lassen wollen? Stellen Sie sich das Zusammenleben zweier Frauen oder zwei Männer als Liebespaar als etwas vollkommen anderes vor als bei einem nicht gleichgeschlechtlichen Liebespaar? Sie und Ihre Frau konnten heiraten. Für Sie gab es kein rechtliches Hindernis. Warum geben Sie uns das Gefühl, anders zu sein als ein Paar, wie Sie und Ihre Frau es sind?“

Auch die Erfahrung, als homosexueller Mensch in Deutschland aufzuwachsen, versucht er zu erklären: „Von Anfang an wissen Sie, dass Sie zwar vielleicht irgendwann eine Partnerin oder einen Partner finden, diese Person aber nie heiraten können. Und dass das anders wäre, wenn Sie heterosexuell wären.“ Dazu kommen ganz natürliche Einschränkungen: Leibliche Kinder werden Laage und sein Partner nie haben können. Es sei schmerzlich, die Hochzeiten von Freunden und Verwandten zu besuchen, im Wissen, dass ihm dieses Recht verwehrt wird.

Es gehe ihm nicht nur um rechtliche Gleichstellung, sondern, schreibt Laage, „um die staatliche und gesellschaftliche Anerkennung, dass meine Liebe den gleichen Ehrenbegriff verdient hat wie die Liebe einer heterosexuellen Person.“ In den USA etwa sei auch aus Suizidrisiko Homosexueller seit Einführung der Ehe für alle signifikant gesunken. Und in Deutschland sprächen sich laut einer Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes 83% der Befragten für die Öffnung der Ehe aus. Kauder müsse sich also nicht sorgen, einen großen Wähleranteil zu verlieren.

„Ich glaube, dass auch viele homosexuelle Menschen gerne stolz auf Deutschland wären“, schreibt Laage weiter, „Deutschland als ein Land, das uns gleiche Rechte gewährt und sich international für uns einsetzt. Das eindrucksvoll beweisen könnte, dass nichts schlechter wird und niemand weniger Rechte hat, wenn gleichgeschlechtliche Paare heiraten können. Doch so ist Deutschland noch nicht.“

All das möchte Laage gern bei einem Kaffee erklären. Und um zu beweisen, dass er mit seinem Partner nicht nur genauso „normal“, sondern sogar „genauso spießig“ lebt wie ein Paar aus Mann und Frau, soll es auch selbst gebackenen Kuchen geben – wenn die Kauders denn kommen.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 07.04.2017
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