Online-Sitzung des Grünen-Bezirksverbands zum Medizincampus
Auch Kreiskrankenhäuser und niedergelassene Ärzte sollten in das Konzept eines Medizincampus Niederbayern eingebunden werden. Das haben am Samstag Teilnehmer einer vom Bezirksverband Niederbayern der Grünen organisierten Onlinekonferenz gefordert. Generell gab es unter den rund 50 Teilnehmern, darunter zahlreiche Ärzte, viel Zustimmung für das Projekt, das den Landärztemangel eindämmen und so die ärztliche Versorgung in der Region verbessern soll.
Eine Projektgruppe des bayerischen Wissenschaftsministeriums erarbeitet seit gut einem Jahr Konzeptvorschläge zur Einrichtung eines Medizincampus in Niederbayern. Als Kooperationspartner für die großen niederbayerischen Kliniken sind die medizinischen Fakultäten der Universität Regensburg oder der Technischen Universität München im Gespräch, dazu die Universität Passau, die unter anderem ihr Know-how zum Thema Digitalisierung in die Ärzteausbildung einbringen soll.
Der Medizincampus sei „auf einem guten Weg“, zeigte sich Grünen-MdL Toni Schuberl in der vom Bezirksvorsitzenden Matthias Ernst moderierten Gesprächsrunde zuversichtlich. Stefanie Auer, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Passauer Stadtrat, setzt auf den „Klebeeffekt“, die Hoffnung, dass nach einem Studium in der Region mehr Ärzte vor Ort bleiben.
„Kooperation statt Konkurrenzdenken“
Viele Kreiskrankenhäuser haben schon heute mit roten Zahlen zu kämpfen. Man müsse darauf achten, dass sie nicht unter einem weiteren Ausbau der großen Kliniken leiden müssen, warnte Toni Schuberl, nachdem auch der Passauer Kreisrat und Landesvorsitzende Eike Hallitzky auf dieses Problem hingewiesen hatte. Schuberl sieht hier durchaus „zerstörerisches Potenzial“; nötig seien statt Konkurrenzdenken Kooperationen und Schwerpunktsetzungen. Die Diskussion um den Medizincampus sieht Schuberl auch als Chance, die Passauer Universität um eine naturwissenschaftliche Fakultät zu erweitern. Digitalisierung, Lehrerbildung und Interdisziplinarität, schon heute Stärken der Universität, könnten davon nur profitieren.
Wer mehr Landärzte haben will, müsse bei der Aus- , aber auch bei der Weiterbildung ansetzen und dafür auch die Strukturen schaffen, forderte Dr. Wolfgang Blank, der sich in der von ihm mitbegründeten „Landarztmacher GbR“, einer Kooperation von Praxen aus den Bayerwald-Landkreisen Cham, Regen und Freyung-Grafenau, genau diesem Ziel verschrieben hat.
Wie ein Kooperationsmodell funktionieren kann, zeigten am Beispiel der „Medical School Regiomed“ deren akademischer Leiter PD Dr. Georg Breuer sowie Prof. Dr. Johannes Brachmann. Die Regiomed mit Kliniken in Oberfranken und Südthüringen kooperiert in der Ärzteausbildung mit der Universität Split in Kroatien. Im Herbst 2016 nahm dort der erste Jahrgang sein Studium auf, auch dies laut Breuer ein Ansatz, die regionale Versorgung mit Ärzten sicherzustellen.
In der klinischen Medizin sei auch mit diesem Modell durchaus Spitzenforschung möglich, weiß Brachmann. Auch Rehakliniken, die in der Gesundheitsregion Niederbayern stark vertreten sind, könnten in die Ausbildung gut eingebunden werden. Ein Medizincampus sei bestens geeignet, die verschiedensten Häuser zu vernetzen.
„Wir müssen drauf achten, dass die Niederbayern im Landtag zusammenhalten“, mahnte in seinem Schlusswort MdL Schuberl. Dabei müsse man aber auch aufpassen, dass die Gelder für den Medizincampus nicht einfach aus anderen Projekten für die Region abgezwackt werden.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 01.03.2021
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