Wohnheimerweiterung entwertet Baudenkmal

Gegen die Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege hat der Stadtrat am 26. Juli mit 15:28 Stimmen der schweren Beeinträchtigung eines Baudenkmals durch die Erweiterung eines Studentenwohnheimes zugestimmt.

Betroffen ist die historische Direktorenvilla der ehemaligen Porzellanfabrik an der Kapuzinerstraße. Zum Bau des bestehenden Studentwohnheims war bereits in jüngerer Zeit ein großer Teil des zugehörigen Villengartens samt altem Baumbestand geopfert worden. Der Charakter der Villa als freistehender Gartenbau mit freier Sicht zum Fluss ließe sich jedoch noch immer nachvollziehen. Die nun geplante Wohnheimerweiterung mit 28 Studentenappartments schneide die Villa allerdings vom Fluss ab. Die ehemalige Gartenvilla werde zum kuriosen Fremdkörper zwischen erdrückenden Neubauten entwertet, so Kulturhistoriker Matthias Koopmann (PaL). In der Folge könne womöglich auch die Denkmaleigenschaft der Villa selbst in Frage stehen. 

Urban Mangold (ÖDP): „Die Stadtratsmehrheit weiß die Denkmäler der Stadt und ihre stadtteilprägende Wirkung leider nicht zu schätzen. Dass der Einspruch des Landesdenkmalamtes ignoriert wird, zeugt vom unsensiblen Umgang mit unserem städtebaulichen Erbe. Wenn das so weiter geht, wird sich Passau in den nächsten Jahren zu seinem Nachteil verändern.“ Die ÖDP, so Mangold, wird mit anderen Fraktionen klar dagegen Position beziehen.“ Die Bewahrung des städtebaulichen Erbes sei wichtiger als die bedingungslose Erfüllung aller Investorenwünsche, sind sich Urban Mangold (ÖDP) und Matthias Koopmann (PaL) einig.

„Nachverdichtung ist ein wichtiger Baustein der Stadtentwicklung“, betont Stefanie Auer, Bundestagskandidatin und Fraktionssprecherin der Grünen. „Allerdings darf das nicht in solch massiver Art und Weise auf Kosten des Denkmalschutzes gehen“.

Passau warte gespannt darauf, gerade mit seinen römischen Denkmälern zum UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen zu werden. Ein sensiblerer Umgang mit dem erhaltenen Denkmalbestand insgesamt ist das Gebot der Stunde, da sind sich GRÜNE, ÖDP und PAL einig.  „Wir benötigen dringend eine stärker strategisch ausgerichtete Stadtplanung, um den zukünftigen Bedarf an Wohnraum und Gewerbeflächen besser zu planen und bedienen zu können. Nur so kann es gelingen, das vorhandene Raumangebot der Stadt Passau, den Raumbedarf der Paussauer*innen und ökologische und denkmalpflegerische in Einklang zu bringen.“ so Dr. Stefanie Wehner, stellv. Fraktionsvorsitzende der Grünen.