Verschwörungstheorien sind eine Gefahr für die Demokratie: Bundestagsabgeordnete und Politikwissenschaftlerin Marlene Schönberger warnte bei einem Vortrag vor dem Grünen-Kreisverband Passau-Stadt eindrücklich vor den Lügengeschichten. Von der jahrhundertelangen Geschichte über die zerstörerischen Auswirkungen bis hin zu möglichen Reaktionen gab Marlene Schönberger einen fundierten Einblick in das Thema.
Verschwörungstheorien liefern in einer komplexen Welt einfache Erklärungen – darum sind sie für viele Menschen so attraktiv. Antidemokratische politische Akteure nutzen seit Jahrhunderten Verschwörungstheorien, um Sündenböcke für negative Entwicklungen in der Gesellschaft zu benennen. „Gerade während der Corona-Hochphase waren die Unsicherheiten für viele Menschen leichter zu ertragen, wenn mittels Verschwörungstheorien scheinbar eindeutige Schuldige identifiziert werden konnten. So konnten die Verunsicherung und der gefühlte Kontrollverlust abgefangen werden“, erklärte Marlene Schönberger, den jüngsten Erfolg von Verschwörungstheorien.
Bedenklich sei die Entwicklung vor allem deshalb, weil Verschwörungsideologien das Vertrauen in demokratische Institutionen schwächten und gesellschaftliche Grundsätze wie die Menschenwürde verletzten. Verschwörungstheorien müssten daher stets ernst genommen werden, auch weil seit dem Mittelalter der Kern des verschwörungs-ideologischen Denkens der Antisemitismus samt seiner Vernichtungswünsche sei: „Der Nationalsozialismus mit seinen Millionen Toten war der bisherige Höhepunkt des verschwörungsideologischen Denkens“, sagte Marlene Schönberger.
Im Privaten könne man Verschwörungstheorien mit einfachen Fragen begegnen, zum Beispiel „Wieso glaubst du dieser Quelle, aber nicht xy?“ oder „Wer hätte die Macht, all das zu steuern?“. Politisch sei es unerlässlich, auf mehr historisch-politische Bildung und Medienkompetenz zu setzen. Grundsätzlich müsse man die Debattenkultur stärken, denn die Behauptung eines absoluten Wahrheitsanspruchs sei typisch für Verschwörungsdenken. Dazu ergänzte Bezirksrätin Stefanie Auer: „Man merkt in Diskussionen mit Bürger*innen, aber leider auch mit so manch Kommunalpolitiker*in, dass sie überhaupt nicht bereit sind, ihre eigenen Positionen zu reflektieren. Wenn wir zusammen etwas erreichen wollen, müssen wir auch bereit sein, unsere eigene Meinung zu überdenken. Und das geht nur, wenn wir unserem Gegenüber zugestehen, Recht zu haben.“ Zu einer verantwortungsvollen Politik gehöre einander zuzuhören, seine eigenen Ansichten zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern.