Atombatterie oder Aufwertung des Habitats?

Grünen-Kreisversammlung diskutiert kontrovers über den geplanten Energiespeicher Riedl

Von Theresia Wildfeuer, PNP v. 12.5.2010

Kontrovers haben die Grünen auf der Kreisversammlung zum Thema Pumpspeicherkraftwerk Riedl am Montagabend im „Alten Bräuhaus“ mit Projektleitung und Vertretern der Donaukraftwerk Jochenstein AG, Träger des Vorhabens diskutiert. Während die einen darin eine „Aufwertung des Habitats“ sehen, warnen andere vor einer „Atombatterie für Isar 1“.

„Ich bin von der Projektgruppe nicht überzeugt worden“, resümierte Boris Burkert, Sprecher der Grünen Passau. Der Energiespeicher habe nichts mit Erneuerbaren Energien zu tun. Er hegte den Verdacht, der Pumpspeicher verfestige die Marktmacht der großen Atom- und Kohlestromerzeuger. Der Energiekonzern E.ON sei daran beteiligt. Der Energiespeicher könne als Atombatterie für Isar 1 und 2 verwendet werden. Es gebe Energieüberschuss.

Keine Enteignungen geplant

Burkert plädierte für alternative dezentrale Speichertechnologie, zum Beispiel Batterie- und Akkuspeicher, die Nutzung des „intelligenten Netzes“, um den Energieverbrauch gleichmäßig zu verteilen und Verbrauchsspitzen abzubauen.
Stadtrat Karl Synek begrüßte die ökologischen Maßnahmen. Sie überzeugten. Er appellierte an die Betreiber, auch an die Menschen zu denken, auf gerechte Löhne der Bauarbeiter zu achten und die heimische Wirtschaft zu beteiligen.
Stefanie Wehner vom Grünen-Vorstand sah angesichts der geplanten Fischbiotope und des naturnahen Speichersees in dem Projekt sogar eine „Aufwertung des Habitats“.
Gerhard Albrecht von „Plattform gegen Temelin“ und Bund Naturschutz bezeichnete das Pumpspeicherkraftwerk als „unverzichtbar“, wenn man den Atomausstieg bis 2022 schaffen wolle. Er zeigte jedoch Verständnis für die Menschen in Riedl, die mit dem Speichersee leben müssten.
Hermann Schoyerer vom Grünen-Bezirksvorstand wollte von den Projektleitern wissen, ob Enteignungen zu erwarten sind. Die Jochenstein AG besitze bereits 85 Prozent aller notwendigen Grundstücke, antwortete Dominik Mayr von der Projektleitung des Energiespeichers Riedl. Ein Anwohner wehre sich, seine Flächen zu verkaufen. Die Planer setzten auf Dialog und Kommunikation. „Aus derzeitiger Sicht“ sei keine Enteignung geplant.
„Enteignung ist nicht unser Weg“, bestätigte Johann Strobel von der Jochenstein AG. Diese wolle das Projekt im Konsens mit allen Beteiligten realisieren. Finanzielle Anreize gebe es nicht. Der benötigte Strom komme aus umliegenden Kraftwerken, sagte Mayr auf die Frage von Franz-Josef Feilmeier vom Bezirksvorstand. Mayr schloss Strom aus Temelin nicht aus.
Um noch mehr Energie aus Erneuerbaren Energien sinnvoll nutzen zu können, sei es notwendig, Energie effizient zu speichern, betonte Mayr zuvor. Sonne und Wind würden zur Stromproduktion nicht immer verfügbar sein. Den nötigen Ausgleich würden Pumpspeicherkraftwerke schaffen. Sie könnten überschüssige Energie in Form von Wasser effizient und umweltfreundlich speichern und bei Bedarf ins Stromnetz einspeisen. Sie seien wirkungsvoller als Druckluftspeicher. Auch die Batterietechnik sei nicht geeignet.
Das Projekt Energiespeicher Riedl, das 350 Millionen Euro kostet, sieht zwei unterirdische Kraftwerkskavernen mit Pumpturbinen vor, die je nach Bedarf Wasser aus der Donau in den geplanten Speichersee oberhalb des Donaukraftwerks Jochenstein bei Riedl in Gottsdorf pumpen und daraus elektrische Energie zu gewinnen, indem das Wasser abfällt. Die Gesamtleistung beträgt 300 Megawatt. Die beiden Kavernen werden mit Schächten verbunden.
Der Standort Riedl sei angesichts der vorhanden Geländemulde und der Nähe zum Kraftwerk Jochenstein ideal, sagte Mayr. Es sei keine neue Infrastruktur nötig, da Leitungen und Straßen vorhanden sind. Das Baumaterial werde auf Schiffen transportiert. Die Bauzeit betrage viereinhalb Jahre.
Die Kraftwerksbetreiber würden das nahe FFH-Gebiet Donauleiten nicht antasten, versicherte Mayr. Auch die übrigen Schutzgebiete würden nicht berührt. Es sei geplant, bis auf den Speichersee alle Arbeiten unterirdisch auszuführen. Um den Speichersee entstehe ein Fischbiotop. Es sei geplant, einen Seitenarm der Donau zu öffnen, um den Schiffen Laichplätze zu bieten.

Bau voraussichtlich im Jahr 2014

Die Planer erstellen derzeit die Unterlagen für das Raumordnungsverfahren. Ein Planfeststellungsverfahren mit einer Umwelt- und Naturverträglichkeitsprüfung folgt. Der Bau beginnt voraussichtlich 2014. Der Speicher soll 2018 ans Netz gehen. Die Haltung der Grünen zum Energiespeicher bleibt kontrovers. Weder Bezirks- noch Kreisverband fassten bis dato einen Beschluss.