Matthias Weigl will mit nur 19 Jahren in den Landtag einziehen und den jungen Menschen in Bayern eine starke Stimme geben
„Mit zwölf Jahren habe ich zum Geburtstag das Buch ,Spielball Erde’ von Claus Kleber geschenkt bekommen. Das hat mich nachhaltig geprägt. Uns ist so wenig bewusst, wie stark wir unsere Erde ausbeuten und sie damit zerstören. Diese Zukunftssorgen haben mich dann zwei Jahre später zu den Grünen gebracht.“ Matthias Weigl ist, im Gegensatz zu den meisten anderen Kandidaten für die Landtagswahlen 2018, noch ziemlich jung. Der 19-Jährige trägt alle Anzeichen eines Jugendlichen. Lässige Kleidung, ausgefallene Frisur, lockere Umgangsweise. Wenn er jedoch zu sprechen beginnt merkt man, er ist zwar grün im Kopf, hinter den Ohren jedoch schon lange nicht mehr.
Seit drei Jahren ist er nun, zuerst bei der Grünen Jugend, mittlerweile auch bei der Partei Mitglied. Doch auch zuvor zeichnete sich sein gestalterischer Wille schon ab. In der Grundschulzeit war er oft Klassensprecher. Am Leopoldinum war er vier Jahre lang Schülersprecher und seit 2016 sogar Landesschülersprecher. „Das war ein total spannender Einblick in das politische Geschehen. Es war die Zeit, in der über eine erneute gymnasiale Schulreform diskutiert wurde. Bei den zahlreichen Termine im Ministerium hatte man wirklich das Gefühl, mitgestalten zu können. Wir haben sehr viele Vorschläge eingebracht, wollten eine individuellere Fächerwahl und zweigübergreifende Vertiefungsmöglichkeiten ermöglichen, das verpflichtende Mathematikabitur abschaffen und vieles grundsätzlich neu denken. Umso enttäuschender war es dann zu merken, dass die sture konservative Bildungspolitik einfach weitergeführt wurde, viele Chance verpasst wurden und unser Aufwand wenig ertragreich war.“ Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen. „Klar kann das frustrierend sein, für mich war es aber eher Motivation, selbst noch aktiver zu werden. Ich dachte mir: Jetzt erst recht.“
Wenn er gerade nicht politisch unterwegs ist versucht er jede freie Minute draußen zu verbringen. „Ich verbringe gerne Zeit mit meinem Hund im Wald und bin eine richtige Wasserratte. Beim Schwimmen oder Paddeln kann ich meine Batterien wieder aufladen und Kraft tanken, was glaube ich in jeder Lebensphase sehr wichtig ist. Zur Zeit ist meine Hauptbeschäftigung aber wirklich die Politik. Dieser Schlagabtausch hat ja auch etwas Sportives“, lacht der 19-Jährige. Im Januar wurde er von drei Grünen Kreisverbänden einstimmig zum Landtagskandidaten gewählt und seitdem heißt es: Wahlkampf. „Da versuche ich so viel zu machen wie irgendwie möglich. Wir sind sowohl in der Stadt als auch im Landkreis unterwegs, versuchen mit Leuten an unseren Ständen oder auf der Straße ins Gespräch zu kommen oder organisieren Veranstaltungen, die für jeden zugänglich sind. Mir ist es wichtig nicht nur unser Wahlprogramm vorzustellen, sondern auch zu erfahren, was die Menschen hier bewegt. Immer ein offenes Ohr zu haben und darüber zu diskutieren und zu streiten, wie denn das Bayern ausschauen soll, in dem wir alle gerne leben wollen.“ Im Wahlkampf hat er auch gemerkt, dass es festgefahrene Meinungen gibt. Er sagt, es sei traurig, wie manche Parteien von den Ängsten der Menschen profitieren anstatt an den Themen orientierte Vorschläge zu bringen.
Der Wahl blickt er, dank der positiven Umfragewerte, optimistisch entgegen. „Unser erklärtes Ziel ist es, unsere Mandate mindestens zu verdoppeln. Mit einem guten zweistelligen Ergebnis wäre das durchaus drin.“ Wenn er in so jungen Jahren tatsächlich in den Landtag einziehen würde, wäre das ein deutliches Signal an die jungen Menschen, dass sie gehört werden und mitgestalten können. Das zeigen auch die Aussagen Weigels Parteifreunde. Robert Habeck sagte beispielsweise: „In Bayern ist es längst schon an der Zeit, die absolute Mehrheit der CSU zu brechen. Ich freue mich riesig, wenn junge Leute wie Matthias mit so viel Engagement und Leidenschaft für wirkliche Veränderung kämpfen.“ Bisher hat Weigl jede seiner Wahlen einstimmig gewonnen und viele verdiente Parteimitglieder geben ihm Rückendeckung. „Wenn man von einem langjährigen Mitglied als junger Hoffnungsträger bezeichnet wird, gibt das natürlich enorme Kraft.“
Meine wichtigsten Anliegen, die ich in der kommenden Amtsperiode umsetzen will, sind…
… junge Menschen für Demokratie, Politik und gesellschaftliches Engagement zu begeistern und gegen den Politikverdruss, der sich mittlerweile durch Gesellschaftsschichten zieht, anzukämpfen. Da ich, falls ich in den Landtag gewählt werde, wahrscheinlich der jüngste Abgeordnete wäre, ist es mir ein großes Anliegen, vor allem den Jungen eine starke Stimme im Parlament zu geben und an jeder Stelle Zeichen gegen den Rechtsruck und die Rückwärtsgewandtheit setzen.
In der Region Passau fehlt es vor allem an …
… da gibt es einiges. Wir müssen Bus und Bahnangebote mehr fördern, zum Beispiel den Regelbetrieb der Ilztalbahn ermöglichen und den ÖPNV so ausbauen, dass auch die Landkreisbewohner mehr mitgenommen werden und man in der Stadt überall gut hinkommt. Ohne ein attraktiveres Angebot des öffentlichen Nahverkehrs können wir unser Verkehrsproblem in Passau nicht lösen. Auch ein großes Thema ist die Bekämpfung von Flächenfraß in der Region, aber auch in ganz Bayern. Damit geht ein besserer, ökologischerer und vor allem vorausschauender Hochwasserschutz einher. Ich finde es schade, dass die aktuellen Diskussionen sich fast ausschließlich um Schutzmauern und wie hoch und massiv diese werden sollen drehen, aber weiter flussaufwärts und an die Ursachen wenig rangegangen wird. Wir können nicht alles mit Mauern schützen und müssen deshalb weiter denken. Für eine Stadt wie Passau, die vom Hochwasser 2013 extrem betroffen war, wäre es meiner Meinung nach wichtig, Impulse zu setzen, wie man auch den ökologischen Hochwasserschutz, etwa mit der Förderung von Wasserrückhalt in der Landwirtschaft, verbessern kann. Denn der beste Schutz vor Extremwettereignissen wie Hochwasser ist nun mal guter Klimaschutz und da gibt es in Deutschland und auch Bayern, in dem beispielsweise Windkraft völlig sinnlos ausgebremst wird, ordentliche Defizite und dringenden Handlungsbedarf. Das wären also drei zentrale Punkte, die ich aus der Region mitnehmen möchte: ÖPNV stärken, Flächenfraß bekämpfen und den ökologischen Hochwasserschutz voranbringen, beziehungsweise überhaupt mal auf die Tagesordnung bringen, denn im Moment wird da eigentlich überhaupt nicht drüber gesprochen.
Meine größte Stärke ist …
… Reden und Schreiben. Das sind zwei Dinge, die mir unglaublich viel Spaß machen und die ich sehr gerne mache, wie man vielleicht merkt. Dadurch hoffe ich auch, dass es mir gelingt, Menschen zu überzeugen und für unsere Sache zu begeistern, so wie das andere bei mir geschafft haben.
Schwach werde ich bei …
… Essen. Wenn es bei der Oma Dampfnudeln gibt, dann bin ich normalerweise als Erster zur Stelle, und wenn es beim Bäcker frische Nussecken gibt, kann ich selten nein sagen.
Mein Leitspruch fürs Leben ist…
… hm, das ist schwierig. Bei den Grünen gibt es den Spruch: Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt. Und die Botschaft, die dahinter steckt, teile ich auf jeden Fall. Ich glaube, dass es für jeden in seinem eigenen Leben, aber auch im großen Ganzen enorm wichtig ist, dass wir jeden Tag daran denken, dass auf diesem Planeten auch noch andere Generationen gut und gerne leben sollen und dass wir jetzt die Weichen neu stellen müssen, um Bayern fit für die Zukunft zu machen. Das ist, was dieser Spruch beinhaltet und das war für mich auch einer der Hauptgründe, mich jetzt politisch zu engagieren.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 04.09.2018
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