Grüne wollen auf Splitt umstellen – Doch das ist gefährlich und auch für die Umwelt problematisch, sagt die Verwaltung
Die Grünen im Stadtrat und das städtische Baureferat halten sich gegenseitig Unkenntnis über das beste Mittel im Winterdienst vor. Grünen-Stadtrat Karl Synek ist für Splitt statt Salz – die Verwaltung hält das für gefährlich, aufwändig und auch nicht besser für die Umwelt. Nun fragt Synek, warum die Stadt dann eigentlich in ihrer eigenen Satzung Salz grundsätzlich verboten hat, wenn sie sich nicht dran halten will. Die Entscheidung ist vorerst verschoben.
Mit dem Antrag will der Grünen-Stadtrat die Stadt beauftragen in ihrem Winterdienst den Einsatz von Streusalz zu überprüfen zu Gunsten umweltfreundlicher salzfreier Streumittel. Zug um Zug solle auf die vom Bundesumweltamt empfohlenen Ersatzmittel umgestellt werden. Der Gegenvorschlag der Verwaltung lautet kurz: An der bisherigen Praxis soll festgehalten werden.
„Wir sind gegen Splitt im Winterdienst“, sagt stellvertretender Baureferent Josef Gell. 100 Gramm Splitt hätten nur die Wirkung von 10 Gramm Streusalz, entsprechend oft müsse nachgestreut werden. Das bedeutet Mehraufwand an Personal und Kraftstoff. Die Verwaltung verweist auf Schäden an Autos durch Splitt und auf fehlende Lagerkapazität: Gegenüber Salz müsse die 10- bis 20-fache Menge vorgehalten werden, dieses Lagervolumen ist nicht da. Dazu der doppelte Aufwand, wenn der Splitt wieder eingesammelt werden muss. „Außerdem gilt das Kehrgut als belasteter Müll“, so Josef Gell.
Ohnehin sei mit Splitt „die Verkehrssicherheit nur bedingt herstellbar“. Das Baureferat errechnet bei 40 km/h und Glatteis bei Verwendung von Splitt 50 Meter Bremsweg, mit Salz dagegen nur 12 Meter. Ein weiterer Aspekt ist die Sicherheit des eigenen Personals auf dem Weg zum Einsatz. Fazit: „Bei Eis kann auf Salz nicht verzichtet werden.“
„Wie ein Werbeblatt der Streusalz-Industrie“ klingt das für Karl Synek. „Dass Streusalz umweltfreundlich sein soll, verstehe ich nicht“, verweist der Stadtrat auf entsprechende Erkenntnisse des Landesamts für Umwelt. „Mit Salz machen wir uns die Brücken selbst kaputt. Das sind Millionenbeträge, viel mehr als irgendwelche zusätzlichen Lagerhallen kosten.“ Österreich mache vor, dass mit viel weniger Salz auszukommen ist. Aus eigener Erfahrung am steilen Kühberg schreibt der Grünen-Stadtrat bei Blitzeis Kieseln eine bessere Wirkung zu als Salz.
Zudem missachtet die Stadt laut Synek ihre eigene Satzung aus dem Jahr 2012, in der sie die Verwendung von Salz grundsätzlich verbietet: „Das ist aber nicht Praxis. Entweder müssen wir also die Satzung ändern oder uns dran halten und dem Antrag zustimmen.“
Geklärt wird das alles erst in der nächsten Sitzung des Bauausschusses. Zunächst einmal verwies der Ausschuss ebenfalls auf Antrag Syneks das Thema einstimmig ohne Entscheidung zur Beratung in die Fraktionen.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 24.11.2018
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