Vorgesehene Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept

Wärme

Die Energiewende in Passau verfolgt das Ziel, den Wärmebedarf so weit wie möglich aus erneuerbaren Quellen zu decken, erklärt die Stadt. Die meisten Wärmequellen aus erneuerbaren Energien stellen Wärme auf geringem Temperaturniveau zur Verfügung. Dafür müssen die Häuser auf energetisch niedrigem Niveau und im Idealfall mit Niedertemperatur-Heizungen (zum Beispiel Fußbodenheizung) ausgestattet sein. Bei Altbauten ist dies nicht der Fall.

Der Zielwert des Wärmebedarfs bei Häusern beträgt weniger als 80 kWh/Quadratmeter im Jahr. Beim Klimaschutz-Szenario in Passau wird eine durchschnittliche Sanierungsrate von einem Prozent im Jahr 2023 angesetzt. Bis 2030 soll sie auf 1,6 Prozent steigen. Hauptsächlich sollen Gebäude der Baujahre 1949 bis 1990 energetisch saniert werden. Dies sorgt für einen Sanierungsstand aller Gebäude in Passau bis Baujahr 1995 von über 50 Prozent. Zudem wird eine Einsparung auf Grund von Verhaltensänderung von einem Prozent pro Jahr für alle Bürger in Passau angenommen.

In den Bereichen der Kommune liegt das Potenzial der Wärmeeinsparung bei knapp 15 Prozent bis 2030 und 45 Prozent bis 2050. Darin sieht die Stadt „ambitionierte Annahmen, die nur mit Effizienzgewinnung und Einsatz aller Beteiligten bewerkstelligt werden können“. Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung sollen 15 Prozent Wärme bis 2030 und 20 Prozent bis 2050 einsparen.

Ein großer Stützpfeiler der Wärmewende ist Solarthermie. Sie war 2019 mit 0,17 Quadratmeter je Einwohner ausgebaut. Das Ziel einer kompletten Versorgung des Trinkwarmwassers in Passau benötigt 1,5 qm/EW und soll bis 2050 erreicht werden. Der Ausbau wird progressiv bis 2030 auf 1,0 qm/EW gesteigert, danach auf 1,5 qm/EW bis 2050.

Umweltwärme ist ein zweiter Dreh- und Angelpunkt. Derzeit sind in Passau 111 Anlagen mit einem jährlichen Ertrag von 3,7 GWh in Betrieb. Die Installation einer Wärmepumpe ist besonders sinnvoll, wenn das Gebäude energetisch saniert wurde. Das Szenario sieht die Installation einer Wärmepumpe bis 2050 in jedem vierten sanierten Haus vor.

2019 standen 65 GWh Wärme aus Holz von Passauer Boden zur Verfügung. Die Menge bleibt in dieser Größenordnung. Holz- und Pelletöfen in privaten Haushalten, die nicht aus lokalem Holzbestand gespeist werden sondern durch externe Zulieferungen, fallen nicht in die territoriale Klimazielberechnung.

Strom

Bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien spielt die Wasserkraft mit fast 90 Prozent (606 GWh/Jahr) bisher schon eine sehr große Rolle. Wiederum 96 Prozent davon stammen von Kachlet und Ingling. Der prozentuale Anteil an erneuerbare Energie aus Wasserkraft mit 199 Prozent übertrifft den örtlichen Bedarf. Effizienzsteigerung (Repowering) könnte weiteres Potenzial erschließen. Mit fünf Biogasanlagen (29 GWh/Jahr) und drei Pflanzenöl-Blockheizkraftwerken (4 GWh/Jahr) sind die Potenziale in diesem Sektor gut ausgeschöpft.

Zusätzlich soll die Stromerzeugung durch Photovoltaik ausgebaut werden. 2019 waren die Dachflächen von 9,3 Prozent der Gebäude und 4,7 Prozent der Gebäudegrundfläche mit einer Photovoltaikanlage versehen. 30 Prozent der Dachflächen im Stadtgebiet können als Modulflächen genutzt werden. Ziel ist, 23 Prozent der Gesamtmodulfläche im Stadtgebiet bis 2030 und 45 Prozent bis 2050 mit PV zu belegen. Eine weitere Möglichkeit sind Agri-PV-Module auf landwirtschaftlichen Flächen. Bis 2030 soll bei Freiflächen-PV die Fläche auf 13 Hektar (2019 waren es 5) und bis 2050 auf 68 Hektar steigen.

Verkehr

Die Fahrleistung im ÖPNV verdoppelt sich laut Prognose bis 2037 und steigt bis 2050 um knapp 140 Prozent. Förderungen im ÖPNV machen den Verzicht auf motorisierten Individualverkehr attraktiver und machbarer, er sinkt leicht. Der Güterverkehr steigt leicht.

Treibhausgas

Werden die im Konzept beschrieben Potenziale zur Wärme- und Stromeinsparung sowie die Änderungen im Verkehrssektor über die nächsten 30 Jahre erreicht, können bis 2030 insgesamt 160000 Tonnen CO2 im Jahr (30 Prozent) eingespart werden. Bis 2050 nimmt die Treibhausgasemission im Vergleich zu 2019 um 83 Prozent (441000 Tonnen CO2 im Jahr) ab. Die Pro-Kopf-Emissionen für Passauer Bürger reduzieren sich von 10 Tonnen 2019 auf 6,9 Tonnen 2030 und 1,6 Tonnen 2050. Der größte Anteil am Rest ist dem Wärmesektor zuzuschreiben. Hier müssen weitere Überlegungen angestrebt werden, um zusätzliche Einsparungen zu erreichen.

Weitere Ansätze

Abfall vermeiden, vermindern, verwerten (Recycling) und Wiederverwendung sowie Versorgung mit regionalen Produkten auf kurzen Wegen

 geringer Flächenverbrauch und klimafreundliche Landnutzung, zum Beispiel Erhalt und Förderung von extensiv genutztem Dauergrünland und naturschutzgerechte Pflege und Nutzung von städtischen Flächen, besonders Kompensationsflächen.

 Ausweitung und nachhaltige Bewirtschaftung von Waldflächen unter Berücksichtigung von Artenvielfalt, Freihaltung der Talauen, naturnahe, produktive und an den Klimawandel angepasste Forste sowie klimafreundliche Stoffströme rund um die Waldnutzung bis hin zu einer nachhaltig unterlegten Holzbauweise in der Stadt und der Region

Quelle: Passauer Neue Presse vom 26.10.2021
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