Wer sich früher auf dem Fahrrad begegnete, rief: "All Heil": So steht es heute noch auf der Vereinsstandarte des RSV, die im Radmuseum von "Run und Race" lagert – Dr. Achim Spechter ist seit 2012 Vorsitzender des Passauer Vereins. -Foto: Archiv Schlegel

„Stadtrad“ im Stadtrat

Dr. Achim Spechter (Grüne) möchte sich der Sorgen und Nöten der „Alltagsradler“ annehmen

Jetzt geht’s rund: Nein. Alles dreht sich ums Rad: Nein. Jetzt gibt’s eine Spritze für den Medizincampus Passau: wieder Nein. „Der Spechter, der bewegt was“, will der neue Grünen-Stadtrat Dr. Achim Spechter (52) am liebsten als Zeile über sich in der Zeitung lesen. Beweisen will er dies in seiner neuen Funktion primär in zwei Themengebieten: Verkehr und Medizin-Standort Passau. Dabei bleibt der Polit-Neuling durchaus Realist, auch „Grünen-Bäume“ schießen nicht direkt in den Himmel. „Vielleicht ist es auch manchmal nur ein neuer, kleiner Radweg.“

Dass der 52-Jährige etwas bewegen kann, hat Spechter bereits mehrfach bewiesen. In seiner Hausarztpraxis, die er inzwischen mit den Kollegen Dr. Alois Stadler und Dr. Hans-Jürgen Sauer im Quartier Mitte leitet. Oder als Vorsitzender des Radsportvereins 1895 Passau, dem er seit 2012 vorsteht. Oder als Ehemann und dreifacher Vater. Oder als erfolgreicher Pedaleur.

„Ich bin Amateurrennen gefahren und für die Bayern-Auswahl“, sagt Spechter. Eingeweihte und Interessierte können damit das Leistungsvermögen des 52-Jährigen einschätzen, ein Normalbürger nicht. Man könnte daher sagen: Der gebürtige Landshuter pfeift schon mit ordentlich Tempo über den Asphalt. Doch auch er ist reifer geworden, die wilden Zeiten auf dem Rennrad sind nach eigener Aussage passé. Leider mit dazu beigetragen haben zwei schlimme Stürze und dementsprechend schlimme Verletzungen: 2017 ein Oberschenkelhalsbruch und 2018 der Bruch einer Kniescheibe – da legt jeder halbwegs vernünftige Sportler einen kleineren Gang ein.

„Wir müssen die Medizinkrisenbeständig machen“Auch bei den Fahrten zwischen Wohnort und Arbeitsstätte tritt Spechter nicht mehr so häufig wie früher in die Pedale: Selbstredend setzt sich der Arzt dafür auf den Sattel, lässt’s von St. Korona in die Stadt runter rollen. Auf die früher häufige Heimfahrt zum Mittagstisch verzichtet der 52-Jährige aber inzwischen. Ein E-Bike für den Radsportler? „Daran hindert mich noch die persönliche Eitelkeit“, sagt Spechter, der elektrische Hilfe gerade beim Anstieg von Hacklberg hinauf nach St. Korona indes in Zukunft nicht mehr kategorisch ausschließen will.

Reif hingegen war die Zeit für sein Engagement in der Kommunalpolitik, erst seit 2019 ist er Mitglied bei den Grünen. Der Grund: „Man muss gegen Populisten in der Politik aktiv werden, denn die, die am lautesten schreien, haben nicht immer Recht.“ Die andere Komponente für sein neues Betätigungsfeld: „Die Kinder sind erwachsen, aus dem Haus und so saßen wir im Herbst allein in unseren vier Wänden.“ Will heißen: Der Doktor hat noch Termine frei.

Spechter grübelt und entscheidet letztlich, sich stärker der Kommunalpolitik zu widmen, denn „wenn ich von einer Sache überzeugt bin, dann mache ich das richtig“. Im selben Atemzug schiebt er hinterher, dass er natürlich dafür auch „verständnisvolle Kollegen in der Arztpraxis brauche – das ist ja ganz logisch“.

Statt auf dem Sattel will er seine Zeit in Zukunft jedoch nicht nur auf einem Sitzungsstuhl verbringen. „Ich bin kein Mensch, der lange Sitzungen liebt“, so der umtriebige 52-Jährige. In der ein oder anderen längeren Sitzung wird Spechter in den Gremien des Stadtrats jedoch verweilen müssen, denn für seine Schwerpunkte braucht man Sitzfleisch und einen

langen Atem: Umwelt, Verkehr, Medizin-Standort Passau. Der Mediziner macht’s konkret: „Ich will die Interessen der Alltagsradler vertreten. Der Verkehrsraum in Passau ist begrenzt und deshalb müssen wir diesen sinnvoll teilen.“

Seinen kommenden Einsatz für eine universitäre Medizinerausbildung begründet er scheinbar simpel: „Wir müssen die ambulante und stationäre Medizin krisenbeständig machen, dafür brauchen wir neue Ärzte, die vielleicht in Passau studiert haben – und bleiben. Denn Menschen bleiben dort, wo es ihnen gefällt.“ Beispiel dafür gefällig: Dr. Achim Spechter, geboren in Landshut, Studium an der LMU in München, übernahm 2006 die Praxis Dr. Hasenberger in Passau. Und jetzt geht’s für ihn also im Stadtrat rund. „Ich freue mich darauf“, sagt der frische Grünen-Kommunalpolitiker voller Tatendrang. Dr. Spechter will etwas bewegen – und nicht nur jeden Abend seinen trainierten Körper heim hinauf nach St. Korona.

Als Streiter für die Interessen der Bürger wollen sie sich künftig um ihre Heimatstadt verdient machen. In einer kleinen Serie stellt die PNP die neuen Stadträte vor.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 24.04.2020
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