Die neue Stadträtin Dr. Stefanie Wehner (Grüne) setzt auf Kollegialität – auch mit der Verwaltung
Sie steht für Qualität: Dr. Stefanie Wehner leitet an der Uni das Referat 1/2 – Qualitätsmanagement, betreut und koordiniert unter anderem den Gesprächskreis Nachhaltigkeit. Quasi wie geschaffen für eine Grünen-Politikerin, die als studierte Geografin die zukunftsorientierte, ökologische Stadtentwicklung als ihr neues Terrain für ihre Arbeit im Stadtrat ansieht. Dabei gibt sich die 42-Jährige bescheiden: „Ich glaube, als neue Stadträtin muss ich erst einmal kleine Brötchen backen.“
Dieser Satz verrät zum einen, dass ihr das Marktschreierische, die lauten Worte, der starke Tobak, überhaupt nicht liegt. „Ich stehe nicht besonders gerne im Rampenlicht“, gibt sie denn auch zu Protokoll. Zum anderen offenbart das „Brötchen“ eine nicht-niederbayerische Herkunft. In Bad Kissingen (Unterfranken) wurde sie geboren, doch nach dem Studium in Würzburg zog es Stefanie Wehner in südlichere Gefilde.
Zunächst über die Grenze nach Ried, in ein Consulting-Büro für Stadt- und Regionalmarketing, 2005 wechselte sie wieder über den Inn und nahm eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Uni-Lehrstuhl für Südostasien-Wissenschaften an. 2012 folgte ihr Wechsel in die Verwaltung der Bildungsstätte und dies kommt ihr in ihrem neuen Amt wohl zupass. „Ich kann mit Verwaltungsprozessen umgehen“, sagt Stefanie Wehner. Hört sich vielleicht dröge an, gehört für eine Stadträtin indes absolut zum Handwerkszeug.
Hinzu komme, dass die promovierte Geografin sich auch in der Welt der Zahlen auskennt. „Kann ich“, sagt Stefanie Wehner, die jedoch eine Kompetenz als viel wichtiger erachtet: „Ich kann auf Menschen zugehen.“ Genau dies führte auch dazu, dass sie die Öko-Partei als ihre politische Heimat entdeckte – über Boris Burkert im Jahr 2007. Der langjährige Kämpfer für eine andere Welt faszinierte Stefanie Wehner mit seinen Ansichten und da sie sich immer schon für Umwelt-Themen interessiert, ist der Eintritt in die Partei nur ein kleiner Schritt. Ein logischer.
Sie marschiert in Passau gleich in den Vorstand, steht 2008 das erste Mal auf einer Grünen-Liste für den Stadtrat, wirkt aber zunächst mehr im Hintergrund. Und weil gut Ding Weile hat, dauert es noch etwas mit dem entscheidenden Schritt ins politische Passauer Scheinwerferlicht. Und wieder bewegt sie ein persönlicher Kontakt: Im Mai vergangenen Jahres vertieft sich die Passauerin mit der Grünen-Europapolitikerin Henrike Hahn auf der Zugfahrt nach München in Inhalte, Themen und Konsequenzen. „Dieses Gespräch hat mich inspiriert und mir Mut gemacht.“
Mit Erfolg. Bei den Wahlen steigern die Grünen ihr Ergebnis um 6,1 Prozent auf 16,7 Prozent, so dass neben den Routiniers Boris Burkert und Karl Synek mit Stefanie Auer, Achim Spechter, Matthias Weigl, Stefan Hafner und Stefanie Wehner gleich ein Quintett neue grüne Politik im Stadtrat machen wird. „Wir können da nicht gleich die Welt verändern“, sagt Stefanie Wehner, aber wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten … „Gerade in Hinblick auf die Klima- und Biodiversitätskrise müssen wir Veränderungen einleiten. Dabei müssen wir in der Stadt Passau auch nicht das Rad nicht neu erfinden, aber es gibt viele gute Ideen hier und anderswo – und es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen und etwas Neues zu wagen.
Ökologische Stadtentwicklung hat bei ihr Priorität 1, sagt die Frau, die seit zehn Jahren mit dem Architekten Peter Koller liiert ist. „Wir brauchen Alternativen beim Verkehr in Passau, die Luft muss besser werden, wir müssen uns um den Lärmschutz kümmern und planen, wie diese Stadt in 20, 30 Jahren aussehen soll – mit Lebens- und Arbeitsplätzen“, sagt Stefanie Wehner, die im obersten Gremium auf Kollegialität statt auf Konfrontation setzt. „Ich habe kein Eigeninteresse bei diesem Posten, mir ist kooperatives und inhaltlich fokussiertes Arbeiten in der Fraktion und mit den Stadtratskollegen wichtig“, sagt die neu-gewählte Stadträtin und schließt mit einer Liebeserklärung: „Ich finde Passau superschön und kann mir derzeit keinen anderen Wohnort vorstellen – außer vielleicht am Meer.“
Als Streiter für die Interessen der Bürger wollen sie sich künftig um ihre Heimatstadt verdient machen. In einer kleinen Serie stellt die PNP die neuen Stadträte vor. Diesmal: Stefanie Wehner (Grüne).
Quelle: Passauer Neue Presse vom 30.04.2020
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