Debatte um Verlegung der umstrittenen LfU-Station vertagt – Stadt führt vorher Messung an mehreren aussagekräftigen Standorten in Eigenregie durch
Das Thema Luftschadstoffe beschäftigt nicht nur große Ballungszentren, sondern auch die um die Jahrtausendwende so feinstaubbelastete Stadt Passau. Um fundierte Auswertungen für verschiedene Passauer Bereiche zu erhalten, will sich die Stadt ab Frühjahr 2019 nicht mehr allein auf zuletzt umstrittene Messungen des Landesamts für Umweltschutz (LfU) verlassen, sondern nun eigene Luftmessungen an mehreren Stellen in Auftrag geben. Dies wurde im Umweltausschuss am Mittwoch bekannt gegeben. In der Sitzung stand auch der Antrag der Grünen-Fraktion auf der Agenda, der sich mit der Verlegung der offiziellen LfU-Messstation an der Kreuzung Regensburger-/Stelzhamerstraße in vermeintlich aussagekräftigere innerstädtische Bereiche beschäftigen sollte. Dieses Ansinnen wurde vorerst verschoben.
„Um die Luftbelastung im Stadtgebiet Passau besser bewerten zu können, ist es natürlich entscheidend, aussagekräftige Daten an verschiedenen Standorten zu ermitteln. Auf dieser Basis können wir dann feststellen, inwieweit sich ein Handlungsbedarf ergibt“, meinte OB Jürgen Dupper eingangs. „Wohl niemand in diesem verantwortungsvollen Gremium möchte, dass die Passauer schlechte Luft einatmen müssen“, schickte der OB nach mit Blick auf die zuletzt recht konfrontativ geführte Debatte um den Auerbacher Standort der offiziellen Messstation jenseits der verkehrsbelasteten innerstädtischen Hotspots Nikola- oder Mariahilfstraße.
Ab Frühjahr 2019 sollen nun für die Dauer von einem Jahr Messungen an verschiedenen Punkten im Stadtgebiet erfolgen. Ergebnisse stehen demnach frühestens im Frühjahr 2020 zur Verfügung. Bei den Standorten sollen nicht nur hoch frequentierte Verkehrspunkte berücksichtigt werden, sondern auch einzelne Wohngebiete. Mit dieser Initiative möchte sich die Stadt Klarheit über die Luftqualität in Passau verschaffen.
Aktuell wird die Luftqualität vom Landesamt für Umwelt mittels der Messstation an der Stelzhamerstraße gemessen. Hier wird der gesetzliche Grenzwert für Stickstoffdioxid, der aktuell im Jahresmittel bei 40 ?g/m³ liegt, ausweislich der amtlichen Daten der Messstation auch eingehalten. Der offizielle Wert für 2016 beträgt 30 ?g/m³, für 2017 33 ?g/m³. Der Grenzwert wurde seit 1999 nicht überschritten, ließ die Stadtverwaltung wissen.
Auch die Deutsche Umwelthilfe hat gemeinsam mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) jüngst punktuelle Messungen in der Stadt durchgeführt. Diese erfassen allerdings nur kurze Zeiträume. Ungeachtet dessen bestätigen aber auch diese Messungen – im Durchschnitt betrachtet – die LfU-Ergebnisse, so Dupper.
Bis 2005 befand sich die LfU-Station auf dem Kleinen Exerzierplatz. Da das „Verkehrskonzept Neue Mitte“ damals eine Reduzierung des Verkehrs in der Nikolastraße und eine Steigerung im Bereich Stelzhamer-Unterführung und Regensburger Straße prognostiziert hat, wurde der Standort vom LfU in Abstimmung mit der Stadt und nach Maßgabe entsprechender Umwelt-Richtlinien an die Stelzhamer Straße verlegt.
Ein Standort, der vielen Kritikern zu wenig aussagekräftig erscheint, wie auch im Ausschuss unüberhörbar war. Klaus Schürzinger (FWG) monierte, dass der Standort in Auerbach allenfalls als Standort zur Messung von „Hintergrundbelastungen“ tauge. Auch Paul Kastner (ÖDP) stellte ihn als aussagekräftigen Hotspot infrage. Armin Dickl (CSU) fand die jetzt gefundene Vorgehensweise „richtig“ und betrachtete zudem den Standort einst am staubigen Exerzierplatz und wenige Meter neben der hochfrequentierten Neuburger Straße in anderer Hinsicht als wenig aussagekräftig, weil „extrem“.
Im Anschluss an die Sitzung meldete sich auch VCD-Ortsvorsitzender Bernd Sluka gegenüber der PNP zu Wort. „Die Absicht der Stadtverwaltung, durch eigene Messungen die Stickstoffdioxidbelastung zu ermitteln, begrüßen wir. Damit wird eine Forderung des VCD erfüllt.“ Bedauerlich allerdings sei, dass sie für diese Absichtserklärung seit Übergabe der Messergebnisse des VCD an die Verwaltung fast ein Jahr gebraucht habe und noch weitere Monate für die Festlegung der Messpunkte und Ausschreibung der Messungen selbst vergehen werden.
Und zum Standort der LfU-Messstation in Auerbach meinte Sluka: „Messstellen ,zum Schutz der menschlichen Gesundheit müssen laut EU-Verordnung dort stehen, wo die Belastung der Bevölkerung auftritt und hoch ist, also an den Straßen der Innenstadt oder Innstadt. Anders gesagt: Die Belastung der Bevölkerung in München misst man an der Landshuter Allee, aber nicht irgendwo draußen in Freimann.“
Quelle: Passauer Neue Presse vom 09.11.2018
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