Lange nicht mehr grün hinter den Ohren

Der beste Freund des Menschen: Matthias Weigl genießt Spaziergänge in und um seine Heimat Passau mit "Lenny", einem acht Jahre alten Flat-Coated Retriever. -Foto: Weigl

Matthias Weigl (Grüne) ist mit 21 Jahren der Jüngste im Stadtrat

Jung, frisch, dynamisch, heimatverbunden: Die etablierte Damen- und Herrenriege im Passauer Stadtrat muss sich jetzt nicht vor revolutionären Ideen von Matthias Weigl (21) fürchten, aber der Benjamin des neuen Plenums möchte der jungen Generation eine echte Stimme geben und mit konstruktiven Vorschlägen die Politik der Altvorderen vielleicht doch etwas aufmischen. „Unsere Rolle ist es, Ideen einzubringen“, sagt der neue Grünen-Stadtrat aus Grubweg, den es nach dem Abitur nicht in die Ferne zog – „da hätten mir die Dampfnudeln mit Vanillesoße von der Oma schon sehr gefehlt“, schmunzelt er mit Blick auf seine in der Innstadt lebenden Großeltern Helga und Hermann Penzenstadler.

Weigl studiert im 4. Semester Staatswissenschaften an der Uni Passau, er genießt es, in und um die Dreiflüssestadt „draußen“ zu sein. In der Natur. Auf dem Rad. Im Paddelboot. Zu Fuß. Gerne auch mit Familienhund „Lenny“, einem acht Jahre alten Flat-Coated Retriever. „Wir haben ihn schon als zwei Monate alten Welpen bekommen und hoffen, dass wir ihn noch lange haben“, sagt der 21-Jährige übers geliebte Haustier.

„Er ist lebhaft bis temperamentvoll, ohne hektisch zu sein – ein sicheres und freundliches Wesen zeichnet ihn aus“, beschreibt der Deutsche Retriever Club diese Rasse, „Jung-Herrchen“ Matthias passt da gut dazu – auch er spricht lebhaft, freundlich und offen über sein Leben, von dem viele Episoden in Grubweg spielen. Im seinem Elternhaus, zusammen mit Vater Peter, dem Facharzt für Innere Medizin im MVZ, Mutter Margit, einer Physiotherapeutin und Sprecherin des Freundeskreises „Firmiangut“, und dem „größeren“ Bruder Moritz (22). „Ich habe meine Wurzeln hier in Passau. Alle Menschen, die mir wichtig sind, leben hier“, sagt der 21-Jährige.

Auf diese Basis vertraut er – und sie erklärt vielleicht auch seinen Weg in die Politik, ins aktive soziale Leben. Ein Schlüsselerlebnis bedurfte es dafür nicht, „das hat sich über Jahre so entwickelt, das war ein Prozess“, beschreibt Weigl einen Teil seiner Biografie mit einem modischen Schlagwort.

Es beginnt bei der SMV am Leopoldinum. Matthias Weigl, schon in der Grundschule als Klassensprecher aktiv, engagiert sich am Passauer Gymnasium zunächst als Klassensprecher in der Schülermitverantwortung. Das Gremium wählt ihn vier Jahre in Folge zum Schülersprecher, doch dabei bleibt’s nicht: 2016 wird der Passauer zum Landesschülersprecher gewählt und vertritt damit 1,7 Millionen bayerische Schüler beim Kultusministerium. Dort geht’s in Gesprächen ums leidige G8. „Das war schon spannend“, sagt der 21-Jährige, der sich frei nach dem Motto „Mitreden und Mitwirken“ im Münchner Ministerium nicht brav an den Konferenztisch setzt und mit großen Augen den Worten den Älteren lauscht. „Es macht viel Spaß, sich einzubringen.“

Mit diesem Enthusiasmus bringt sich der junge Passauer auch nach Schule und Schulzeit weiter ins gesellschaftliche Leben ein: bei verschiedenen regionalen Integrationsprojekten, bei der „Aktion Seebrücke“, bei den „Fridays for Future Passau“ und jetzt in der konkreten Kommunalpolitik im Passauer Stadtrat. „Ich hoffe, dass wir etwas zum Besseren bewegen können“, erklärt der junge Grüne.

Als Hauptanliegen für seine kommunalpolitische Arbeit an Ilz, Inn und Donau nennt er drei Handlungsfelder: Weigl möchte die Ideen der Jugend in den Stadtrat bringen. „Ich will zeigen: Uns gibt’s auch noch in dieser Stadt.“ Möglich machen soll dies etwa ein Jugendparlament, das er initiieren will. Weigls zweites wichtiges Thema: der Klimaschutz, logo als Grüner. „Als Kommune können wir da sicher unseren Beitrag leisten“, sagt der Grubweger, der 2015 die Arbeit in der (Öko-)Partei für sich entdeckt. In diesen Kontext fällt auch der Einsatz für die Radler in der Dreiflüssestadt: „Ich sehe, dass es dort noch an einigen Stellen klemmt – wir wollen der treibende Motor sein, damit das vorhandene Radverkehrskonzept zügig umgesetzt wird“, sagt der Alltagsfahrer eines grün-gelben Velos.

Ein besonderes Augenmerk will Weigl auch auf den sozialen Zusammenhang richten, „klare Kante gegen Rechts“, lautet da sein Slogan. Mit Wut und Leidenschaft will er gegen Hetzerei vom rechten Rand kämpfen, denn: „Leben und leben lassen, diese gute bayerische Tradition muss wieder zur Selbstverständlichkeit werden.“

Auch bei der Stadtrats-Arbeit setzt er auf Kommunikation statt Konfrontation, auf Miteinander statt Menschenverachtung. „Ich hoffe, dass wir über alle Fraktionen hinweg offen diskutieren können“, so der Stadtrats-Novize und schränkt im selben Atemzug ein: nur nicht mit der AfD. Wie Weigl tickt, zeigt seine Aussage zum Ränkespiel um die Bürgermeister-Posten in Passau, bei dem die Grünen außen vor blieben. „Das haben wir zur Kenntnis genommen“, kommentiert der neue Stadtrat vielsagend – die Zukunft wird zeigen, in welche Richtung der politische Zug für den 21-Jährigen fährt.

Apropos Perspektive: Der Grubweger hat einen Kindheitstraum noch nicht begraben, Matthias Weigl wollte als kleiner Bub Schriftsteller werden. „Hin und wieder schreibe ich gerne, aber für etwas Ernsthaftes fehlte bisher meistens die Zeit“ – aufgeschoben ist jedoch nicht aufgehoben, schließlich arbeitet der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck auch als Schriftsteller ….
Als Streiter für die Interessen der Bürger wollen sie sich künftig um ihre Heimatstadt verdient machen. In einer kleinen Serie stellt die PNP die neuen Stadträte vor. Diesmal: Matthias Weigl (Grüne).

Quelle: Passauer Neue Presse vom 01.05.2020
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