Initiative gegen Umweltverschmutzung
4,5 Billionen Zigaretten, umgerechnet rund 500000 Tonnen, landen jedes Jahr in der Umwelt, so die Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Eine Gruppe junger Passauer hat sich nun mit dem Ziel zusammengefunden, mehr Bewusstsein für diese Art der Umweltverschmutzung zu schaffen.
Die vermeintlich kleinen Kippenreste, die achtlos weggeworfen werden, haben eine große Auswirkung: „Zum einen bestehen die üblichen Filter aus dem schwer abbaubaren Kunststoff Celluloseacetat, also aus Mikroplastik. Außerdem dienen sie dem Zweck, Schadstoffe herauszufiltern. Landen sie in der Umwelt, gelangen also auch die schädlichen und teils hochgiftigen Stoffe wie Arsen, Nikotin und Blei in unsere Natur“, erklärt Initiator Matthias Weigl. Mehr als 8000 verschiedene Schadstoffe befinden sich in einem Filter. Viele davon sind wasserlöslich, werden also zum Beispiel bei Regen herausgespült. „Weltweit sind Kippen die am meisten weggeworfenen Gegenstände“, ergänzt Mitinitiatorin Susanna Lindlein. Die WHO schätzt, dass zwei Drittel der Zigaretten in der Umwelt landen. „Bei mehreren „Clean-up“-Aktionen, die wir mit Fridays for Future in Passau organisierten, wurde uns auch klar, wie sehr unsere Heimatstadt davon betroffen ist. Das zeigt, dass es auch hier vor Ort dringend einen Bewusstseinswandel braucht“, so Lindlein. „An der Innpromenade braucht man nur eine knappe Stunde, bis so ein 1-Liter Essiggurkenglas voll ist“, erzählt Weigl. Schon im Herbst 2019 sei deshalb die Idee entstanden, eine Initiative zu dem Thema zu starten. „Da in den letzten Monaten vieles ausgefallen ist, hatten wir nun endlich Zeit, um uns die Vorbereitungen zu kümmern“, berichtet Johanna Seitz, ebenfalls Mitinitiatorin der Kippenstummerlkampagne. Konkret habe man sich um Fördermittel, aber auch um Projektplanung gekümmert: „Im Frühling wollen wir je nach Entwicklung des Pandemiegeschehens wieder Clean-ups starten und in kleinen Gruppen gemeinsam Abfall und Müll sammeln und anschließend entsorgen“, so die Studentin. Neben den Clean-ups, bei denen man auch mit Schulklassen und anderen Organisationen zusammenarbeiten möchte, geht es bei dem Projekt auch um Öffentlichkeitsarbeit. Mit Infoständen, Vorträgen und Aktionen möchte die Gruppe auf die Problematik von Zigaretten in der Umwelt aufmerksam machen, neue Mitstreiter gewinnen und Lösungsmöglichkeiten wie etwa die Benutzung von Taschenaschenbechern und Sammelsystemen etablieren. Neben den ökologischen Folgen würden auch die ökonomischen Auswirkungen durch die Verschmutzung des öffentlichen Raums zeigen, wie akut der Handlungsbedarf ist.
Die Initiatoren verweisen auf eine Studie des INFA-Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management von 2020, wonach Einwegplastik und Kippen in der Umwelt die Kommunen in Deutschland jährlich 700 Millionen Euro kosten. Allein auf die Entsorgung von Zigarettenkippen entfielen dabei rund 225 Million Euro. Auf bundespolitischer Ebene habe man den Handlungsbedarf mittlerweile erkannt und möchte künftig die Hersteller an den Entsorgungskosten beteiligen. Ein Schritt in die richtige Richtung, der das Problem der zunehmenden Umweltzerstörung durch Kippenstummerl jedoch nicht löse, bilanziert Lindlein: „Dafür brauchen wir neben politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen auch einen Bewusstseinswandel und mehr Sensibilität bei uns allen.“ Genau dafür wolle man sich mit der Kippenstummerlkampagne künftig einsetzen. Interessierte können sich schon jetzt unter kippenstummerlkampagne@gmail.com melden.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 26.01.2021
Wir danken der PNP für die freundliche Genehmigung der kostenlosen Nutzungsrechte auf unserer Website.
Verwandte Artikel
Wer Klimaschutz will, wählt das Bürgerbegehren
Stefanie Auer und Monika Solomon sprechen sich für eine Stadtentwicklung mit Konzept aus „Wer das Jägerholz retten will, wählt das Bürgerbegehren“, sagen die Grünen-Kreisverbandsvorsitzende Monika Solomon und die Grünen-Fraktionsvorsitzende Stefanie…
Weiterlesen »
„Wir müssen den Flächenverbrauch dringend senken“
Info- und Diskussionabend mit Rosi Steinberger zu Flächenfraß und Ausgleichsflächen in Bayern Im Rahmen des Bürgerbegehrens „Rettet die Passauer Wälder“, das sich insbesondere für den Erhalt des Jägerholzes einsetzt, lud…
Weiterlesen »
Zusammen die Demokratie schützen
MdB Erhard Grundl besucht Grünen-Stammtisch – Kulturpass ein Erfolg Über die aktuelle Bundespolitik und lokale Herausforderungen wie die Stärkung der Kultur, Betreuungseinrichtungen für Kinder sowie den Schutz der Demokratie tauschte…
Weiterlesen »