Grünen-Vision: Eine S-Bahn für Niederbayern

Die Grafik hat Toni Schuberl zusammen mit seinem Wahlkreisbüro erarbeitet. Er versteht sie als Diskussionsgrundlage. -Foto: Schuberl

Der Landtagsabgeordnete Toni Schuberl legt ein stark verbessertes Bahnkonzept vor – Reaktivierung von Strecken und Neubauten

Wenn er auf das Bahnnetz der Region schaut, wird für Toni Schuberl nur ein „Mangelzustand“ sichtbar. „Während in München Milliarden in Bahn-Prestige-Projekte fließen, werden bei uns nur Straßen gebaut. Mit dieser rückschrittlichen Politik schaffen wir mehr Verkehr und Emissionen in unseren immer heißer werdenden Innenstädten, lassen die Dorfkerne ausbluten und schwächen die Verkehrsinfrastruktur.“ Der Landtagsabgeordnete der Grünen moniert zudem, dass aktuell sogar betriebsfähige Bahnstrecken durch die Staatsregierung nicht bestellt und bestehende Linien nicht saniert würden. Der Passauer Parlamentarier gibt sich mit dem Ist-Zustand nicht zufrieden. Er legt ein Konzept für ein stark verbessertes Bahnnetz nach Vorbild einer S-Bahn für Niederbayern vor. Die niederbayerischen Abgeordneten der Grünen MdL Rosi Steinberger und MdB Erhard Grundl unterstützen den Vorstoß ihres Parteikollegen.

Gründung eines „echten“ Verkehrsverbundes

Die Mobilität der Zukunft müsse attraktiv, klimaschonend und flexibel sein, erklären die Abgeordneten. Sie solle Innenstädte Lebensqualität zurückgeben und ländliche Räume verbinden. Dass in Niederbayern Handlungsbedarf besteht, darüber sind sich die Abgeordneten einig. Ziel der Grünen ist es deshalb, mit einem zuverlässigen, integrativ vertakteten und dichten Netz eine attraktive Alternative zum Individualverkehr zu schaffen. Aus diesem Grund legt Schuberl ein Konzept für den Schienennahverkehr in Niederbayern vor. Das Konzept nach dem Vorbild einer S-Bahn, das Schuberl als Diskussionsgrundlage sieht, sieht viele Verbesserungen im Vergleich zur gegenwärtigen Situation vor.
Im ersten Schritt des Konzepts sollen laut Schuberl längst überfällige Grundlagen geschaffen werden: Ein echter Verkehrsverbund soll gegründet werden. Durch den Zusammenschluss aller Bus- und Bahnlinien werde die Basis für einen aufeinander abgestimmten, kostengünstigen und flächendeckenden Nahverkehr geschaffen. Außerdem fordert Schuberl eine Taktverdichtung, damit die Busse öfter und regelmäßiger fahren.

Zentrale Forderung Schuberls ist: „Fahrbereite Strecken wie die Ilztalbahn und die Strecke zwischen Gotteszell und Viechtach führen wir unverzüglich in den vertakteten Regelbetrieb.“ Ein besonderes Anliegen der Abgeordneten ist der echte zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Plattling und Landshut. Diese Strecke soll dann im Halbstundentakt befahren werden, damit Niederbayern richtig an die Landeshauptstadt München angebunden ist. Zudem sollen in der mittleren Frist bestehende Strecken reaktiviert werden. „Die Bahn hat hier viel Nachholbedarf“, moniert Steinberger und fordert mehr Initiative der Staatsregierung: „Bestehende Strecken wie die Granitbahn zwischen Passau und Hauzenberg oder von Deggendorf nach Hengersberg sollen schnell reaktiviert werden.“

In der dritten Stufe im Konzept sollen bestehende Lücken innerhalb des niederbayerischen Bahnnetzes geschlossen und überregionale Brücken geschlagen werden. Mit ambitionierten Plänen, wie den Lückenschlüssen zwischen Blaibach und Viechtach, Freyung und Grafenau, aber auch der Anbindung von Waldkirchen an Nove Udoli werde das Netz überregional angebunden. Dieses Netz, so Schuberl, sei dann das Rückgrat des gesamten ÖPNV. Die Waldbahn würde Zwiesel mit Waldkirchen verbinden. Von dort aus ginge es über die tschechische Grenze nach Budweis. Ab da wären Prag und Pilsen erreichbar. Die Grenzregion um den südlichen Nationalpark Bayerischer Wald und Sumava würde zukunftsfähig in das europäische Netz integriert.

Schuberl ist klar, dass einzelne Bereiche Zeit brauchen, eine „Generationenangelegenheit“ sind, wie er es nennt, und bis zur Vollendung 30 Jahre vergehen könnten. Dies gilt vor allem dort, wo man neue Strecken bauen müsste. Graue Schraffierung auf der Karte kennzeichnet solche Bereiche. So wäre zwischen Freyung und Grafenau eine neue Strecke zu bauen, damit eine von Passau bis Bodenmais reichende Linie (hellgrün) möglich wird. Neue Strecken wären auch nötig, um die Linie (dunkelgrün) von Freilassing über Neumarkt St. Veit nach Dingolfing und von dort über Landau nach Arnstorf zu ermöglichen. Eine Linie (rot) führt auf der Rottalbahn von Passau nach Pocking. Da sieht Schuberls Plan eine neue Strecke von Pocking nach Bad Füssing vor, um den Kurort anzubinden. Von Ruhstorf über Schärding könnte zudem eine schnellere Verbindung nach Passau führen. Diese Linie (braun) würde dann Landshut über Schärding mit Passau verbinden. Allerdings ist dort ein Brückenbau über den Inn erforderlich.

Konstruktiven Dialog und breite Debatte anstoßen

Schneller machbar wären Verbindungen entlang des bestehenden Netzes von Passau nach Plattling. Eine graue Linie würde von Passau über Vilshofen nach Maierhof führen, über eine kurze neue Strecke könnte Ortenburg angebunden werden. Von Vilshofen über Plattling würde eine gelbe Linie bis Hengersberg reichen. Bei den beiden letztgenannten Linien denkt Schuberl an eine Reaktivierung ehemaliger Haltestellen
Schuberl wirbt für den konstruktiven Dialog mit allen Interessengruppen und sieht seinen Vorstoß als Diskussionseinstieg. Er will diesen mit den Grünen-Kreisverbänden, dann mit den Bürgern diskutieren und eine Debatte auf allen Ebenen anstoßen. Seine Mitarbeiter werden eine Broschüre erstellen, die alle Schritte und nötigen maßnahmen zusammenfasst. „Mit unserem Vorschlag einer S-Bahn für Niederbayern zeigen wir, was möglich wäre und werben um Unterstützung.“

Quelle: Passauer Neue Presse vom 29.06.2021
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Hier finden Sie die Pläne:
1. Der Ist-/Mangelzustand
2. Die S-Bahn-Vision der Zukunft