Gibt es Applaus für den neuen Thingplatz?

Die Grünen stellen morgen im Stadtrat den Antrag, die Konzertwiese am Oberhaus wieder für Veranstaltungen zu nutzen

Wenn die Musik spielt am Thingplatz, dann regnet‘s. Das hat Tradition, das war in den ’80er und ‘90er Jahren so und das war auch bei den letzten Konzerten 2004 und 2005 so. Dass Passauer trotzdem an einer zweiten Tradition festhalten, nämlich die Wiederbelebung des Platzes vorzuschlagen, das liegt wohl an zwei Dingen: zum ersten am Mangel anderer Veranstaltungsorte in Passau und zum zweiten am Flair des Platzes am Oberhaus.

Morgen ist es wieder einmal soweit, morgen gibt‘s im Rathaus einen neuen Anlauf, der viertelrunden Wiesenschüssel Leben einzuhauchen. Die Grünen sind es dieses Mal, die im Kulturausschuss des Stadtrats den Antrag stellen werden, „die Nutzung des Thingplatzes am Oberhaus für Veranstaltungen zu ermöglichen“. Konkret richtet Matthias Weigl für seine Grünen-Fraktion an OB Jürgen Dupper die Bitte: „Gemeinsam mit Kulturschaffenden und Veranstaltern soll die Stadt ein Konzept erarbeiten, wie der Platz sinnvoll und zeitnah ertüchtigt und genutzt werden kann.“

Till Hofmann ist so ein Kulturschaffender. Als Passauer kennt er den Platz seit Kindestagen und wusste somit auch vom Regen-Fluch bei den legendären Pfingst-Open-Airs, als sich der Hang regelmäßig in eine Schlammrutsche verwandelte, sehr zum Vergnügen der Besucher.

Rund 8000 fanden sich in den Hochphasen zum Drei-Tages-Happening auf der Ries ein. Der Spaß der einen war aber der Ärger der anderen und so zogen Ordnungsamt, Polizei usw. immer stärker die Zügel an. So endete 1998 die 18-jährige Geschichte des Pfingst Open Airs am Thingplatz, das Festival zog nach Hauzenberg um.

Der Weg war frei für Hofmann: 2004 organisierte er ein Tagesfestival mit „Sportfreunde Stiller“ als Headliner und 2005 mit „Wir sind Helden“. Das waren die beiden letzten Großveranstaltungen auf der Konzertwiese, denn Hofmann meint, dass sich der Aufwand nur lohne bei mehrtägigen Events. Das wurde ihm aber verweigert, obwohl die beiden Konzerte keinerlei Beschwerden hinterlassen haben – vor allem nicht der Anwohner.

Jetzt also ein neuer Anlauf. Antragsteller Matthias Weigl (21) zitiert sogar eine aktuelle Hofmann-Produktion in seiner Begründung: „Der Eulenspiegel Flying Circus oder die Europäischen Wochen haben gezeigt, dass auch mit kurzem Vorlauf und wenig Infrastruktur schöne Veranstaltungen auf die Beine gestellt werden können und guten Anklang finden.“

Auch finanzielle Fördermöglichkeiten sollen geprüft werden. Diese kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen könnten ein erster Schritt zu einer langfristigen Nutzung und Reaktivierung des Platzes sein. Und dann folgt ein bemerkenswerter Satz aus dem Mund eines Grünen-Politikers: „Eine Blumenwiese ist schön, eine zeitnahe Reaktivierung dieses Platzes wäre noch schöner.“
Eine langfristige Nutzung? Ein Nibelungenspiel wäre eine. Till Hofmann brachte die Idee vor ein paar Jahren fast zur Serienreife, hatte sogar den Dramatiker Tankred Dorst schon im Boot, Gerd Baumann („Dreiviertelblut“) komponierte die Musik, die Altstadt war mit eingebunden ins Gedanken-Spiel mit dem Domplatz als „Burgunderhof“ usw. Ein enormer Aufwand, der sich nur rentiere, wenn das Festival z. B. vier Wochenenden lang andauere, jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Die Idee setzte sich nicht durch, wurde abgewandelt schließlich von Dieter Wedel in Worms umgesetzt, meint Hofmann.

Den jetzigen Vorstoß unterstützt er dennoch: „Natürlich muss man erst in Infrastruktur investieren. Aber das hält sich in Grenzen und rentiert sich auf lange Sicht“. Befestigte Wege braucht‘s zum Beispiel, damit man bei Regen nicht versinkt.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 01.07.2020
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