Ein Ironman startet politisch durch

Sportlicher grüner Stadtrat und Hausarzt: Dr. Stefan Hafner hat schon sieben Mal einen Ironman-Triathlon erfolgreich bestritten – jetzt gelang dem Allgemeinmediziner überraschend der Sprung in den Stadtrat, er startete bei der Kommunalwahl von Platz 35. -Foto: Thomas Jäger

Nach seinem Wahlerfolg geht der neue Stadtrat Dr. Stefan Hafner (Grüne) die Aufgabe mit Respekt an

Er ist wohl der Shootingstar der jüngsten Kommunalwahl in Passau: Dr. Stefan Hafner startete von Platz 35 auf der Grünen-Liste und landete – mit elf Stimmen Vorsprung vor dem nächsten Grünen-Bewerber – im Stadtrat. Der Allgemeinmediziner kann es Tage nach der Wahl noch nicht wirklich fassen. Sein Kommentar: „So ist es manchmal in der Demokratie, Wahlergebnisse sind nicht immer zu erklären.“ Um den 42-Jährigen nicht in ein falsches Licht zu rücken: Dr. med freut sich schon auf seinen neuen „Patienten“, wenngleich er „Rezepte“ ganz vorsichtig ausstellen möchte. Denn: „Ich bin überrascht, wie mannigfaltig Kommunalpolitik ist.“

Wenn man auf Platz 35 einer 44 Namen zählenden Liste kandidiert, scheint eigentlich klar wie Kloßbrühe, dass man sich am Tag danach wieder seinen regulären Geschäften widmen und das Leben so entspannt oder unentspannt wie zuvor angehen kann. Dachte sich auch Stefan Hafner und marschierte am Montag frohgemut in seine Praxis am Klostergarten, die er mit seiner Frau, Dr. med. Ursula Hafner, und Dr. med. Silvia Hamberger seit 2014 führt. Was sollte an einem gemeinen Montagmorgen im März schon Spektakuläres passieren?

Am Wahlsonntag hatte Hafner, um die persönliche Eitelkeit zu befriedigen, gegen halb 11 mal ins Internet bei den aktuellen Wahl-Ergebnissen reingeschaut. Und sein Puls ging keineswegs in die Höhe, er atmete ruhig weiter, denn die Auszählung verhieß „Business as usual“ für den Tag danach. „Um die 2000 Stimmen waren es“, erinnert sich der 42-Jährige, nicht mal einen kleinen Zeh hatte er in der Stadtrats-Tür.

Umso mehr stockte ihm der Atem, als ihn tags darauf in der Praxis der Anruf von Grünen-Kollege Matthias Weigl ereilte. „Du bist gewählt“, informierte der Grünen-Kreisvorsitzende – der neue Stadtrat konnte es zunächst nicht fassen, findet aber heute wohl einen Grund für sein Ergebnis. „Offenbar haben mich viele Briefwähler gewählt, diese Stimmen waren am Sonntag noch nicht alle ausgezählt“, sagt Hafner.

Seine Popularität – und diese ist nach der Kommunalwahl quasi amtlich – lässt sich freilich nicht durch sein politisches Engagement erklären. Der Mediziner firmiert erst seit 2017 bei den Grünen, sein politischer Einsatz für Natur, Nachhaltigkeit und Nachfahren hielt sich bis dato in überschaubarem Ausmaß, wie er selbst zugibt. „Ich bin in die Partei eingetreten, weil man ja nicht nur meckern kann“, begründet der Vater des sechsjährigen Sebastian, „aber andere Grünen-Mitglieder haben sich in jüngster Zeit deutlich stärker eingebracht als ich.“ Und richtigen Wahlkampf für die eigene Person, „das habe ich nicht gemacht“.

Woher kommen also genau die 4037 Stimmen bei den Wahlen? Sicher, als Sohn des erst jüngst verstorbenen Friseurs Ludwig „Lui“ Hafner verhilft allein schon der Name zu Prozentpunkten. Zudem verfügt ein Hausarzt im Herzen der Stadt naturgemäß über viele soziale Kontakte aller Art, zudem führt ihn sein Amt als Betriebsarzt nicht nur zur PNP, sondern unter anderem auch in die Kinderklinik und zur Caritas in Stadt und Landkreis Passau.

Der sportliche Herr Doktor wirkt zudem als Jugendwart beim TC Rot-Weiß Passau. Apropos Sport: Der 42-Jährige hat für den WSV Otterskirchen schon siebenmal einen Ironman bestritten – die Königsdisziplin im Triathlon mit den knackigen Distanzen 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer auf dem Rad und hintendrauf einen Marathonlauf mit 42,195 Kilometern. Nur für Interessierte: Hafners persönliche Bestzeit steht bei 9:42 Stunden.

Zwar sieht man den „eisernen Menschen“ ab und an laufend oder auf dem Rad in und um seine Heimatstadt Passau, für einen Triathlon über die lange Distanz fehlt ihm jedoch mittlerweile die Zeit zum Training. „Regional bei kleinen Wettkämpfen noch aktiv“, lautet sein Motto, schließlich warten nach Feierabend noch Ehefrau und Sohn auf Hafner.

Offenbar kam diese Mischung beim Passauer Wahlvolk an, politisch möchte er zu Beginn seiner Stadtrats-Karriere – wie lange auch immer diese dauert – zunächst einmal nicht auf den Putz hauen. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe, habe jedoch auch Respekt davor“, sagt der Polit- Novize, dem es freilich nicht an verbaler Schlagfertigkeit mangelt.

Unter den Oberbegriffen „Nachhaltigkeit“ und „Ressourcen schonen“ will sich der promovierte Mediziner (Thema seiner Doktorarbeit: Umwelteinflüsse auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen) in die Komplexe „Soziales Leben“ sowie „Umwelt und Energie“ einarbeiten – „diese Themen sind mir wichtig“. Und: „Die nächsten Monate und Jahre werden sicher von COVID-19 maßgeblich mitbestimmt. Daher sollte eine nachhaltige Kommunalpolitik in der kommenden Wahlperiode die Weichen für die Zukunft stellen.“ Als Mannschaftsspieler in der siebenköpfigen Grünen-Fraktion will er sein Mandat angehen – ein senkrechter Alleinstart wie bei der Wahl kommt ihm dabei nicht in den Sinn.

Als Streiter für die Interessen der Bürger wollen sie sich künftig um ihre Heimatstadt verdient machen. In einer kleinen Serie stellt die PNP die neuen Stadträte vor. Diesmal: Dr. Stefan Hafner (Grüne).

Quelle: Passauer Neue Presse vom 25.04.2020
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